UNESCO-Welterbe Pimachiowin Aki

Das Land, das Leben schenkt

Pimachiowin Aki ("das Land, das Leben schenkt") ist eine von Flüssen durchzogene Waldlandschaft mit Seen, Feuchtgebieten und nördlichen Wäldern in Kanada. Sie gehört zu den angestammten Gebieten der Anishinaabeg, einem indigenen Volk von Fischern, Jägern und Sammlern.

Das über 2 Millionen Hektar große Gebiet erstreckt sich über Teile der kanadischen Provinzen Ontario und Manitoba und umfasst Teile der Stammesgebiete der vier Anishinaabeg-Stämme Bloodvein River, Little Grand Rapids, Pauingassi und Poplar River. Die Landschaft ist Ausdruck der Interaktion der vier Stämme mit ihrer Umwelt, die durch die Tradition des so genannten Ji-ganawendamang Gidakiiminaan („das Land hüten“) geprägt ist. Das bedeutet, dass die Stämme die Gaben des Schöpfers ehren, alle Formen des Lebens respektieren und harmonische Beziehungen mit anderen pflegen. Nach dieser Tradition lebt das Volk der Anishinaabeg in Harmonie mit anderen Menschen und Lebewesen und pflegt einen respektvollen Umgang mit dem Land und allem Lebenden.

Die nördlichen Nadelwälder dieser Welterbestätte werden von Flüssen, Seen und Feuchtgebieten durchzogen und weisen erhaltene und in Teilen noch heute genutzte Wohnstätten, Verbindungsrouten, Jagdstätten und Orte von spiritueller Bedeutung auf. Die Wasserläufe ermöglichen die Verbindungen zwischen diesen Orten und sind zudem von zentraler Bedeutung für die Ökosysteme in diesem größten zusammenhängenden Gebiet der Vegetationszone des sogenannten nordamerikanischen borealen (dem nördlichen Klima zugehörenden) Schildes.

Fakten

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2018

„Ji-ganawendamang Gidakiiminaan guides relations between Anishinaabeg and the land; it is the framework through which the cultural landscape of Pimachiowin Aki is perceived, given meaning, used and sustained across generations.”

„Ji-ganawendamang Gidakiiminaan leitet die Beziehungen zwischen den Anishinaabeg und dem Land; es ist der Rahmen, durch welchen die Kulturlandschaft Pimachiowin Aki über Generationen hinweg wahrgenommen, mit Bedeutung belegt, genutzt und erhalten wird."

Traditionelle Nutzung als integraler Teil des Ökosystemerhalts

Pimachiowin Aki weist eine außergewöhnliche Vielfalt an Land- und Frischwasserökosystemen sowie eine hohe Biodiversität auf (Aufnahmekriterium ix). Neben unberührt ablaufenden natürlichen Prozessen wie Wildfeuern, Wanderungsbewegungen verschiedener Tierarten und Räuber-Beute-Beziehungen trägt auch die traditionelle Nutzung des Landes und der Natur durch die Anishinaabeg – Fischerei, Jagd und Fallenstellen – zum Erhalt der Ökosysteme bei.

Pimachiowin Aki ist als gemischte Stätte für ihr außergewöhnliches Kultur- und Naturerbe zugleich anerkannt. Die Kulturlandschaft in ihrer heutigen Form ist ein einzigartiger Ausdruck des Zusammenlebens der Menschen in und mit der Natur. Die Welterbestätte ist ein außergewöhnliches Zeugnis der über Generationen bewahrten und weitergegebenen Traditionen der Anishinaabeg (Aufnahmekriterium iii). Die Landschaft steht in direkter Verbindung mit den Überzeugungen der indigenen Gemeinschaften und gilt so als außergewöhnliches Beispiel eines Glaubens von universeller Bedeutung (Aufnahmekriterium vi). Die Pflege und Weitergabe der Werte und Vorstellungen werden durch ein traditionelles Verwaltungssystem des Gebietes, basierend auf Familienstrukturen und dem Respekt gegenüber den Ältesten, sowie lebendige mündliche Traditionen gewährleistet.

Im Bewusstsein des außergewöhnlichen Wertes des durch sie verwalteten Gebiets haben die vier Stämme der Anishinaabeg gemeinsam mit den Provinzregierungen und der Zentralregierung die Nominierung der neuen Welterbestätte initiiert und zum Erfolg geführt. Die Welterbestätte ist somit auch Ausdruck der besonderen Bedeutung die dem Engagement und der Partizipation indigener Gruppen in den Verfahren der Welterbekonvention zukommt.

Porträtserie

Im Rahmen der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2018 in Manama, Bahrain wurden 19 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.

Zur Porträtserie

International Indigenous Peoples' Forum on World Heritage

Mit dem Ziel der stärkeren Repräsentation der Stimmen indigener Völker in allen Prozessen und Verfahren der UNESCO-Welterbekonvention wurde auf der 41. Welterbekomiteesitzung 2017 in Krakau, Polen, das International Indigenous Peoples' Forum on World Heritage gegründet. Seit der 42. Komiteesitzung in Manama, Bahrain, 2018 verfügt das internationale Forum nun auch über eine eigene Webseite. Als Plattform und Fürsprecher soll das Forum für die Wahrung der Rechte der indigenen Völker in allen Welterbe-Belangen eintreten.

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