Kultur und Natur

Biosphärenreservate in Deutschland

UNESCO-Biosphärenreservate haben in Deutschland eine hohe Bedeutung. Der Begriff „Biosphärenreservat“ ist in allen Bundesländern gesetzlich definiert. Biosphärenreservate sind in verschiedenen politischen Strategien der Bundesregierung erwähnt, zum Beispiel der aktuellen Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt über 30 Biosphärenreservate weltweit.

Die Biosphärenreservate umfassen etwa drei Prozent der Gesamtfläche Deutschlands (jeweils ohne Meeresflächen). 17 Gebiete (siehe unten) sind als Biosphärenreservat nach Recht des jeweiligen Bundeslandes ausgewiesen und wurden zugleich von der UNESCO anerkannt.

Die 17 Gebiete repräsentieren wichtige deutsche Landschaftstypen und sind repräsentativ für die Vielfalt der Lebensräume, der Fauna und Flora hierzulande. Biosphärenreservate sind nur selten „ursprüngliche“ Biotope - viel öfter sind es Kulturlandschaften mit besonderer Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt: Ihr besonderer ökologischer Reichtum ist durch wirtschaftliche Nutzung entstanden, zum Beispiel durch Beweidung oder Weinanbau – und kann nur durch wirtschaftliche Nutzung erhalten werden. Fast alle deutschen Biosphärenreservate liegen in ländlichen Räumen und sind daher vor allem ein Zukunftskonzept für diese Räume. Wegen niedriger Umweltbelastung und attraktiver Landschaft sind sie auch beliebte Urlaubsziele und Naherholungsgebiete. Das heißt, dass die Menschen in diesen Regionen im Vordergrund stehen und gemeinsam mit ihnen zukunftsfähige Wirtschaftsformen entwickelt werden können.

„Deutschland setzt das UNESCO Programm 'Der Mensch und die Biosphäre' vorbildlich um. Denn Biosphärenreservate sind wichtig für die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsagenda 2030. Vergessen wir dabei aber auch nicht: Sie sind auch wunderschöne Regionen Deutschlands.“

Inka Gnittke, Vorsitzende des deutschen MAB-Nationalkomitees beim Bundesumweltministerium bis 2019

UNESCO-Biosphärenreservate in Deutschland

Die Biosphärenreservate in der Pandemie
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Die hohe Qualität der Arbeit der deutschen Biosphärenreservate wird regelmäßig durch Auszeichnungen nachgewiesen, zum Beispiel als „Deutschlands nachhaltigste Tourismusregion“. Wissenschaftliche Forschung hat nachgewiesen, dass die deutschen Biosphärenreservate über 220 Millionen Euro allein durch den Tourismus generieren. Deutsche Biosphärenreservate haben unter anderem die höchsten Anteile an Bio-Landbau in Deutschland und den höchsten Grad an wirtschaftlicher Verflechtung zwischen lokalen Wirtschaftsunternehmen. Auch Kooperationen mit großen Unternehmen wie Danone Waters beweisen die Attraktivität von Biosphärenreservaten.

Eine wissenschaftliche Publikation („Biosphere reserves: Attributes for success“) aus dem Jahr 2016 führte als Ergebnis einer internationalen Expertenbefragung zwölf Biosphärenreservate auf, die als besonders erfolgreich angesehen werden. Drei dieser zwölf Biosphärenreservate liegen in Deutschland, mit der Rhön sogar das mit Abstand von den Expertinnen und Experten am häufigsten genannte. Ebenso liegt die Mehrheit jener Biosphärenreservate, welche vom MAB-Rat, dem UNESCO-Entscheidungsgremium für Biosphärenreservate, als beispielgebend bezeichnet wurden, in Deutschland.

Ursache

Ursache

Für 6,4 Prozent der rund 65 Millionen Besuchenden der deutschen Biosphärenreservate ist die UNESCO-Anerkennung Grund für den Aufenthalt.

Wirkung

Wirkung

Von dem allein durch diese Besucherinnen und Besucher entstehenden Einkommen leben über 5.000 Menschen.

Interaktive Karte der UNESCO-Biosphärenreservate in Deutschland
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Berchtesgadener Land (840 km², Bayern)

Das Berchtesgadener Land ist ein Magnet für Touristinnen und Touristen in den nördlichen Kalkalpen mit weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie Watzmann und Königssee. Der Nationalpark Berchtesgaden bildet Kern- und Pufferzone der Biosphärenregion, hier sind unter anderem Edelweiß, Enzian, Murmeltier, Gämse und Steinadler heimisch.

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Bliesgau (361 km², Saarland)

Ausgedehnte Streuobst- und artenreiche Orchideenwiesen, alte Buchenwälder sowie eine verwunschene Auenlandschaft sind die prägenden Landschaftselemente des UNESCO-Biosphärenreservates Bliesgau. Die direkt an der Grenze zu Frankreich gelegene sanfthügelige Landschaft im Südosten des Saarlandes ist Deutschlands Orchideenland.

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Drömling (252 km², Niedersachsen, Sachsen-Anhalt)

Grünflächen, Feuchtwälder und ein enges Netz von Gräben auf einer Fläche mit einer Gesamtlänge von mehr als 2.000 Kilometern: Der Drömling ist eines der größten durch Niedermoore geprägten Niederungsgebiete Norddeutschlands.

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Flusslandschaft Elbe (2.822 km², Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt)

Die Flusslandschaft Elbe ist Deutschlands größtes inländisches UNESCO-Biosphärenreservat. Entlang der Elbe von Wittenberg bis Lauenburg ist dies eine der letzten naturnahen Stromlandschaften Mitteleuropas.

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Hamburgisches Wattenmeer (117 km², Hamburg)

Das Wattemeer bildet das größte zusammenhängende Sand- und Schlickwattsystem der Welt, in dem dynamische Prozesse in einem weitgehend ungestörten Naturzustand ablaufen können.

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Niedersächsisches Wattenmeer (4.171 km², Niedersachsen)

Das Wattenmeer ist eine der letzten großräumigen Naturlandschaften Deutschlands. Die Naturlandschaft erstreckt sich bis in die Niederlande und nach Dänemark.

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Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (301 km², Sachsen)

Nordöstlich von Dresden liegt das größte zusammenhängende Teichgebiet Deutschlands: das UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Charakteristisch sind die große Vielfalt verschiedener Lebensräume auf kleinem Raum und eine außergewöhnliche Artenvielfalt durch den Übergang vom atlantischen zum kontinentalen Klima.

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Pfälzerwald-Nordvogesen (grenzüberschreitend mit Frankreich, 3.061 km² insgesamt, davon 1.785 km² Pfälzerwald, Rheinland-Pfalz)

An der französisch-deutschen Grenze gelegen, teilen sich die Nordvogesen und der Pfälzerwald ein grenzüberschreitendes UNESCO-Biosphärenreservat. Besonders charakteristisch sind neben den dichten Wäldern die imposanten Sandsteinfelsen, die fast einhundert Burgen und Burgruinen sowie zahlreiche Bäche, die sich durch die Täler schlängeln und in stille Wooge speisen.

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Rhön (2.433 km², Bayern, Hessen, Thüringen)

Die Rhön ist weltweit das bekannteste UNESCO-Biosphärenreservat Deutschlands. Viele Expertinnen und Experten aus aller Welt besuchen die Rhön als Beispiel für eine gelungene nachhaltige Entwicklung. Die Rhön heißt „Land der offenen Fernen“, da sie im Gegensatz zu anderen deutschen Mittelgebirgen auf ihren Gipfeln eine weitgehend unbewaldete Kulturlandschaft mit prächtigem Ausblick ins Land bietet.

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Schaalsee (310 km², Mecklenburg-Vorpommern)

Zwischen den Ballungszentren Hamburg, Lübeck und Schwerin liegt das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Der 24 Quadratkilometer große Schaalsee wurde von den Gletschern der letzten Eiszeit geformt und ist einer der tiefsten Seen Deutschlands.

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Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen (4.449 km², Schleswig-Holstein)

Das Wattenmeer ist eine der letzten großräumigen Naturlandschaften Deutschlands. Die Naturlandschaft erstreckt sich bis in die Niederlande und nach Dänemark.

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Schwäbische Alb (850 km², Baden-Württemberg)

Das UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb erstreckt sich von der Albhochfläche mit ihren Wacholderheiden über den Albtrauf mit seinen Hang- und Schluchtwäldern bis in dessen Vorland mit weiten Streuobstwiesen. Es repräsentiert somit eine ungemein abwechslungsreiche Landschaft.

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Schwarzwald (630 km², Baden-Württemberg)

Artenreiche Bergmischwälder im reizvollen Wechsel mit Allmendweiden, sagenhafte Ausblicke bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen, faszinierende Natur mit Relikten der Eiszeit, teils alpinen Tier- und Pflanzenarten sowie regionale Spezialitäten und Bräuche.

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Schorfheide-Chorin (1.292 km², Brandenburg)

Das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nordöstlich von Berlin ist eine eindrucksvolle Kulturlandschaft. Die von der Eiszeit geprägte Landschaft der Uckermark und des Barnims umfasst rund 240 Seen, tausende Moore und ausgedehnte Wiesen und Äcker. Knapp die Hälfte der Fläche ist bewaldet.

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Spreewald (475 km², Brandenburg)

Eine für Mitteleuropa einzigartige Landschaft findet sich 100 Kilometer südöstlich von Berlin: der Spreewald. In Folge der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren teilte sich hier die Spree in ein weitläufiges feingliedriges Fließgewässernetz auf, es entstand ein großes Binnendelta mit ausgedehnten Feuchtwiesen. 

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Südost-Rügen (228 km², Mecklenburg-Vorpommern)

Im UNESCO-Biosphärenreservat Südost-Rügen finden sich die vielfältigen Landschafts- und Küstenformationen Mecklenburg-Vorpommerns auf kleinstem Raum. Schroffe Steilküsten fallen ab zu kilometerlangen Sandstränden der Ostseeküste. Breite Schilfgürtel säumen auf der Seite der Bodden die Ufer, die ideale Brutreviere für Wasservögel bieten.

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Thüringer Wald (337 km², Thüringen)

Das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald liegt mitten im gleichnamigen Mittelgebirge. Das Gebiet ist ein Hotspot der biologischen Vielfalt und ein Juwel landschaftlicher Schönheit. Daher hat der Tourismus eine lange Tradition, bekannt ist vor allem der Höhenwanderweg „Rennsteig“, der etwa 30 Kilometer durch das Gebiet führt.

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