Auf ein Wort,

„Förderung der Zusammenarbeit und den Aufbau von Kapazitäten forcieren"

Friederike Hansell

Friederike Hansell
Leiterin der Koordinierungsstelle Welterbe beim Auswärtigen Amt

Über die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern im Welterbe sowie über den Beitrag Deutschlands zur Umsetzung der UNESCO-Welterbekonvention spricht Friederike Hansell, Leiterin der Koordinierungsstelle Welterbe im Auswärtigen Amt.

Friederike Hansell ist seit November 2022 Leiterin der Koordinierungsstelle Welterbe im UNESCO-Referat 603-9 im Auswärtigen Amt, die zugleich die Aufgaben der bzw. des Beauftragten der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) für das Welterbe wahrnimmt. Als Schnittstelle zwischen dem Bund, den für Kultur zuständigen Ländern sowie den eingetragenen deutschen Welterbestätten steuert die Koordinierungsstelle Welterbe das Welterbe-Programm auf nationaler und internationaler Ebene. Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle gehören die Teilnahme an den Gremiensitzungen der Vertragsstaaten der Welterbekonvention und die Arbeit in und mit politischen Strukturen und Gremien der Länder, die politische Koordinierung auf multilateraler und bilateraler Ebene sowie die Berichterstattung an die Bundesregierung und die Länder, unter anderem über neue Entwicklungen sowie die verfahrenstechnische und fachliche Beratung in Bezug von Stätten im laufenden Antragsverfahren und nach Eintragung einer Stätte in die Welterbeliste.

Welche Schwerpunkte haben Sie in den ersten zehn Monaten gesetzt?

Meine Aufgaben als sogenannter deutscher Focal Point für das Welterbe sowie als Beauftragte der KMK für das UNESCO-Welterbe sind vielfältig. Neben den alltäglich anfallenden Aufgaben war der Schwerpunkt in den ersten zehn Monaten die fristgerechte Bearbeitung der 3. regelmäßigen Berichterstattung für die deutschen Welterbestätten. Es handelt sich um eine Pflichtaufgabe, die alle sechs Jahre dem UNESCO-Welterbezentrum vorgelegt werden muss.

Die Berichterstattung war ein perfekter Einstieg, um mit den Site Managern sowie den für das Welterbe zuständigen Einrichtungen ins Gespräch zu kommen, Stärken und Schwächen zu analysieren sowie Handlungsbedarf im Management und für den Schutz und die Erhaltung zu eruieren. Die durchgeführten Veranstaltungen haben sich auf zentrale Themen im Welterbe wie der Identifizierung von Welterbe-Attributen und der Durchführung von Kulturerbeverträglichkeitsprüfungen konzentriert. Die gemeinsame Durchführung mit ICCROM, ICOMOS und dem Welterbezentrum hat dabei sichergestellt, dass internationale Anforderungen ausreichend berücksichtigt und der Austausch mit den international zuständigen Kolleginnen und Kollegen gefördert wurden.

 

Die Koordinierungsstelle Welterbe gibt es nun seit gut zehn Jahren. Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig und sollten in den kommenden zehn Jahren zunehmend forciert werden?

Für mich liegt ein Schwerpunkt in der Stärkung des Schutzes und der Erhaltung der Welterbestätten. Hier zeigt sich vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen v.a. auch im Zusammenhang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Handlungsbedarf.  Das Welterbezentrum hat mit der Veröffentlichung des Online-Toolkits „Leitfaden für Windenergieprojekte im Kontext des Welterbes“ Handlungsgrundlagen und -bewertungen vorgelegt, die ich in zwei Online-Informationsveranstaltungen mit der Deutschen UNESCO-Kommission den deutschen Welterbe-Akteuren vorgestellt habe.

Der Workshop zu Kulturerbeverträglichkeitsprüfungen mit ICCROM, ICOMOS und dem Welterbezentrum sowie den zuständigen Welterbe-Akteuren war ein erster Schritt, gemeinsam Möglichkeiten zur Verbesserung bestehender Mechanismen aufzuzeigen und die Etablierung von Verfahren, die die internationalen Standards berücksichtigen, in die Wege zu leiten. Die rege Teilnahme vor Ort und online haben auch gezeigt, dass ein großer Bedarf an einem Austausch besteht. Die Förderung der Zusammenarbeit und der Aufbau von Kapazitäten sind daher Aufgaben, die ich gerne in den nächsten Jahren forcieren würde. Wir haben auch in Deutschland aus meiner Sicht eine Vielzahl an herausragenden Experten im Welterbe in den einzelnen Welterbestätten, an den Landesdenkmalämtern, bei der Deutschen UNESCO-Kommission, ICOMOS Deutschland und in weiteren Institutionen, die aus meiner Sicht auch ihr Know-How in die internationalen Welterbe-Verfahren zur Stärkung des Schutzes einbringen können.

Ein weiteres Anliegen ist die Stärkung der internationalen Solidarität und der internationalen Zusammenarbeit im Sinn der Welterbekonvention. Hierzu gehören auch die finanzielle Förderung und fachliche Unterstützung anderer Welterbestätten weltweit. Der dritte Schwerpunkt liegt für mich auf der Welterbe-Bildung. Die jungen Generationen tragen wesentlich dazu bei, den Schutz und die Erhaltung des Welterbes in Zukunft sicherzustellen. Projekte wie das übergreifende Projekt des Institute Heritage Studies und der Deutschen UNESCO-Kommission, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, „Young Climate Action for World Heritage“ sowie auch eine Vielzahl an Aktivitäten an den Welterbestätten zeigen, dass sich die Jugend für das Thema interessiert, wenn man entsprechende Angebote bereitstellt und zur Mitarbeit anregt. Das Bewusstsein und das Engagement sollten in Zukunft ausgebaut und gefördert werden.

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