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„In moments of crisis, people need culture“

Nahezu alle Länder weltweit sind von der COVID-19-Pandemie betroffen. Die von vielen Ländern zur Eindämmung der Pandemie ergriffenen massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens treffen ganz wesentlich auch Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Kreative. Mehr denn je gilt es jetzt, Kreativität, Kultur- und Medienvielfalt zu schützen und zu fördern sowie globale Ansätze zur Bewältigung der Auswirkungen der Krise zu entwickeln.

„In moments of crisis, people need culture“

"In Krisenzeiten brauchen die Menschen Kultur"

Ernesto Ottone

Stellvertretender Generaldirektor der UNESCO für Kultur

Kultur sorgt nicht nur für kritische, kreative und neue Perspektiven im öffentlichen Diskurs, sondern stiftet auch Sinn, gibt Halt und Zuversicht, stärkt ein Zusammengehörigkeitsgefühl und trägt damit zur Resilienz unserer Gesellschaft bei. Der Kultur- und Kreativsektor zeigt in der aktuellen Lage außerdem seine Kraft als gesellschaftlicher Innovationsmotor.

In den letzten Wochen wurde deutlich, wie weit die Digitalisierung des Kultur- und Mediensektors bereits ist – und was sie möglich macht. Die Vielzahl der digitalen Formate, Konzerte, Lesungen, Filmfestivals, Ausstellungen und neuen Plattformen ist beeindruckend. Nicht alle wurden im Zuge der COVID-19-Krise entwickelt, aber zusammen zeigen sie, dass Kultur unverzichtbar ist und auch digital für alle zugänglich sein kann.

Das Engagement vieler Kultureinrichtungen, der freien Szene und weiterer Akteure im Kulturbereich ist eindrucksvoll – Konzerte über Twitter, Ausstellungsrundgänge über Instagram, Live Streams aus Konzerthäusern und Theatern, virtuelle Lesungen und gemeinsames Musizieren im Netz oder auf Balkonen – der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt. Viele Aktionen werden gesammelt über Hashtags wie #ShareCulture, #KulturimNetz, #KulturinZeitenvonCorona, #KulturDigital, #MuseumfromHome, #KulturGegenCorona, #Closedbutopen oder #DigitalMuseum.

Diese Vielfalt kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die von vielen Ländern ergriffenen Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie ganz wesentlich auch Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Kreative betreeffen: Die globale Filmindustrie berichtet über einen Einnahmeverlust von sieben Milliarden US-Dollar; laut einer Hochrechnung des Internationalen Verbandes der Gesellschaften der Schriftsteller und Komponisten (CISAC) betrifft der derzeitige, weltweite Stopp von Live- und öffentlichen Aufführungen in allen Repertoires allein rund 30 Prozent der Tantiemen, die für Autoren und Autorinnen weltweit eingenommen werden; Musiker und Musikerinnen in Großbritannien verzeichnen laut eigenen Angaben bereits 13,9 Millionen Pfund Einnahmeverluste. Und auch die chinesische Filmindustrie hat bereits zwei Milliarden US-Dollar verloren, nachdem im Januar 2020 70.000 Kinos geschlossen wurden. Laut Angaben der UNESCO wird erwartet, dass die Einkommensverluste durch die COVID-19-Krise in Entwicklungsländern 220 Milliarden US-Dollar übersteigen werden. Zugleich haben schätzungsweise 55 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugriff auf sozialen Schutz, wie beispielsweise Sozialversicherungssysteme. Darunter auch viele Kulturschaffende und freie Künstlerinnen und Künstler.

Damit wird neben der wichtigen wirtschaftlichen und sozialen Rolle des Kultursektors auch seine Verletzbarkeit deutlich. Die gemeinsam vereinbarten Ziele und Forderungen der UNESCO-Empfehlung über den Status von Künstlerinnen und Künstlern (1980) und der UNESCO-Konvention über den Schutz und die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen (2005) sind aktueller denn je. Dies unterstreicht auch der Stellvertretende Generaldirektor für Kultur der UNESCO, Ernesto Ottone, wenn er in einem Aufruf an alle Mitgliedstaaten der UNESCO und Kulturminister und Kulturministerinnen weltweit appelliert, die Kulturszene in dieser schwierigen Situation zu schützen und zu stärken:

 „COVID-19 hat, wie es in Krisen häufig der Fall ist, die Notwendigkeit von Kultur für Menschen und Gemeinschaften deutlich vor Augen geführt. In einer Zeit, in der Milliarden von Menschen physisch voneinander getrennt sind, bringt uns Kultur zusammen. Sie bietet Trost, Inspiration und Hoffnung in einer Zeit enormer Angst und Unsicherheit. Doch selbst, wenn wir uns auf die Kultur verlassen, uns durch diese Krise zu bringen, leidet auch die Kultur. Viele Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffende, vor allem diejenigen, die im Informellen Sektor oder der Plattformökonomie arbeiten, sind heute nicht mehr in der Lage, über die Runden zu kommen, geschweige denn neue Werke zu schaffen. Kulturinstitutionen, sowohl große als auch kleine, verlieren mit jedem Tag Millionen an Einnahmen. Während die Welt daran arbeitet, die unmittelbare Gefahr von COVID-19 anzugehen, müssen wir auch Maßnahmen zur Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern und des Zugangs zur Kultur ergreifen, sowohl kurz- als auch langfristig.“

Ernesto Ottone, Stellvertretender Generaldirektor der UNESCO für Kultur (Quelle: https://en.unesco.org/news/moments-crisis-people-need-culture)

Erstes virtuelles UNESCO Kulturministerforum 

Wie können und sollten Kulturministerinnen und Kulturminister weltweit mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie umgehen? Um Erfahrungen und Wissen über die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen der Gesundheitskrise für den Kultursektor auszutauschen und gemeinsam notwendige politische und finanzielle Hilfsmaßnahmen zu identifizieren, lädt die UNESCO am 22. April 2020 zum ersten virtuellen Kulturministerforum in ihrer Geschichte ein. Die UNESCO bietet so eine Plattform für einen intensivierten Dialog zwischen den globalen Entscheidungsträger*innen, um Informationen auszutauschen sowie gemeinsame Ansätze zum Umgang mit der aktuellen Krise zu entwickeln. Die Deutsche UNESCO Kommission wird über das virtuelle Kulturministerforum berichten.

ResiliArt – Eine weltweite Bewegung für Kultur in und nach der Krise

Die UNESCO ruft mit der Initiative „ResiliArt“ Kulturschaffende, Künstlerinnen, Künstler und Kreative dazu auf, sich gemeinsam für eine vielfältige Kultur- und Medienlandschaft und Hilfsmaßnahmen für den Kultursektor einzusetzen und an die Notwendigeit einer sozialen und wirtschaftlichen Absicherung des Sektors, insbesondere auch in der Covid-19-Pandemie zu erinnern. Nur mit umfangreichen Hilfsmaßnahmen kann die Vielfalt über die Krise hinaus bewahrt werden. In Zusammenarbeit mit CISAC startete ResiliArt am 15. April 2020 mit einer Online-Debatte “Artists and Creativity beyond Crisis” mit hochrangingen internationalen Akteuren aus dem Kulturbereich. Die UNESCO lädt dazu ein, ResiliArt-Diskussionen weltweit durchzuführen. Sie stellt eine Aufzeichnung der Eröffnungsdebatte sowie Informationen für ähnliche Veranstaltungsformate online zur Verfügung: en.unesco.org/news/unesco-resiliart-debate-artists-and-creativity-beyond-crisis

 

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Weitere Aktivitäten der UNESCO zu COVID-19 im Kulturbereich:

  • #CultureResponse: Auch die verschiedenen UNESCO Netzwerke starten Initiativen – viele im Internet und über die Landesgrenzen hinaus. Im Kulturbereich zählen dazu beispielsweise die 246 UNESCO Creative Cities, die Träger des Immateriellen Kulturerbes, das UNESCO Weltdokumentenerbe sowie zahlreiche Welterbestätten. Um diese Initiativen und Akteure weltweit zu vernetzen, hat die UNESCO eine Webseite eingerichtet, auf der kulturelle Aktivitäten zum Umgang mit den Herausforderungen der COVID-19-Krise zusammengetragen werden: en.unesco.org/covid19/cultureresponse 
  • UNESCO Creative Cities: Städte auf der ganzen Welt sind vom globalen Ausbruch von Covid-19 betroffen. Von Chengdu über Rom und von Mexiko bis Wuhan wurden in UNESCO Creative Cities Initiativen ins Leben gerufen, um Zusammenhalt zu stärken und Kulturschaffende und Kreative zu unterstützen: en.unesco.org/covid19/cultureresponsecreative-cities-mobilized-against-covid-19
  • Hackathon CodeTheCurve: Die UNESCO hat in Partnerschaft mit IBM und SAP den CodeTheCurve Hackathon ins Leben gerufen, um junge Vordenker, Programmierer, Datenwissenschaftler und Designer auf der ganzen Welt dabei zu unterstützen, digitale Lösungen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zu entwickeln. Am 30. April werden die Gewinner des Ideenwettbewerbs bekanntgegeben:  en.unesco.org/events/codethecurve-hackathon
  • Dokumentation der COVID-19-Krise: Im Rahmen des UNESCO Programms zum Schutz des Weltdokumentenerbes "Memory of the World" (MoW) wurde eine Webseite eingerichtet, um Ressourcen zu COVID-19 für Fachleute, Mitgliedstaaten, Institute und Bürgerinnen und Bürger zusammenzutragen. So soll sichergestellt werden, dass alle offiziellen Aufzeichnungen und Dokumente im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise wirksam aufbewahrt werden und für die Öffentlichkeit leicht zugänglich sind: en.unesco.org/covid19/communicationinformationresponse/documentaryheritage