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Begegnung und Erinnerung – UNESCO-Projektschulen aktiv gegen Antisemitismus und in Verbundenheit mit Israel

Das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen steht aktiv gegen Antisemitismus ein.

Zur Erinnerung an den 85. Jahrestag der Reichspogromnacht finden am 9. November in verschiedenen Städten Aktivitäten der UNESCO-Projektschulen statt. Zum Gedenken an die Reichspogromnacht fand in Emden am Abend des 8. November auf Einladung mehrerer Veranstalter – darunter der Förderverein des Max-Windmüller-Gymnasiums - ein Konzert mit Bejarano & Microphone Mafia statt. Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse der Friedrich-Fröbel-Schule in Viernheim begleiten die Gedenkveranstaltung der Stadt Viernheim am Abend des 9. November musikalisch. Schülerinnen und Schüler des Gustav-Stresemann-Gymnasiums in Bad Wildungen sind am 9. November im Gespräch mit hierfür aus Norwegen und den USA anreisenden Nachfahren jüdischer Familien ihrer Stadt, die der Verfolgung im Nationalsozialismus entkommen konnten. Zwei Klassen der Altkönigschule aus Kronberg sind in zwei Workshops des Jüdischen Museums in Frankfurt am 9. November aktiv. Eine Lerngruppe der Humboldtschule in Bad Homburg hält die Erinnerung vor Ort wach, indem sie die Lebensgeschichten von im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Menschen erinnern und die für sie verlegten Stolpersteine am 10. November putzen.

Die Massaker der Hamas vom 7. Oktober haben die mörderische Wirklichkeit und Gefahr des Antisemitismus heute in brutaler Schärfe sichtbar gemacht. Um die Solidarität mit Israel auszudrücken, der Verstorbenen zu gedenken und den Wunsch nach Frieden sichtbar zu machen, fanden in mehreren UNESCO-Projektschulen Aktivitäten statt. Am Gymnasium Lechenich wurde am 19. Oktober durch das Tragen weißer Bänder und weißer Kleidung ein Zeichen der Verbundenheit und des Friedens gesetzt. Ebenfalls am 19. Oktober wurde die Fotoausstellung "Jüdische Identität in Deutschland" in der Frankfurter Anna-Schmidt-Schule durch den Fotografen Rafael Herlich und die Schulleiterin Petra König gemeinsam mit Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und dem Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt Benjamin Graumann eröffnet. Die Ausstellung wurde in der Frankfurter UNESCO-Projektschule bis zum 8. November gezeigt und machte das Eintreten für Vielfalt und gegen Antisemitismus sichtbar.

Mehr als 15 deutsche UNESCO-Projektschulen sind in Schulpartnerschaften mit israelischen Partnerschulen verbunden. Im Mai hat eine Gruppe von Schulkoordinatorinnen und Lehrkräften nordrhein-westfälischer UNESCO-Projektschulen Israel besucht und dabei neue Schulpartnerschaften geknüpft. Bei der Tagung des Landesnetzwerks der nordrhein-westfälischen UNESCO-Projektschulen am 2. November wurde die Initiative im Kreis der rund 50 nordrhein-westfälischen UNESCO-Projektschulen vorgestellt und ein Online-Gespräch zur aktuellen Situation u.a. mit Dr. Nikolaj Beier, dem stellvertretenden Leiter des Büros des Landes Nordrhein-Westfalen in Tel Aviv, geführt. Bereits im Oktober wollte eine Gruppe des Gymnasiums Lechenich zu ihrer Partnerschule im Norden Israels reisen und damit den Besuch der Comprehensive School aus Tarshisha im August erwidern. Aufgrund der aktuellen Lage konnte die Begegnungsreise nicht stattfinden. Gemeinsam gestaltete die Schule eine Friedensaktion zum Zeichen der Verbundenheit. Für den Dezember 2023 war der Besuch einer Gruppe der in Ramat Hasharon gelegenen Schule Hkfar Hayarok am Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasium in Hemer geplant. Aufgrund der aktuellen Lage haben die in engem Austausch miteinander stehenden Lehrerinnen beider Schulen entschieden, die Schülerinnen und Schüler bereits jetzt digital miteinander zu vernetzen und die Begegnungsreise im nächsten Jahr zu planen.

Die für den 11. Oktober geplante Stolpersteinverlegung für Maurice Windmüller in Emden sowie die weiteren Veranstaltungen der Emder UNESCO-Projektschule für die Verlegung des Stolpersteins für den Neffen ihres Namensgebers, des jüdischen Widerstandskämpfers Max Windmüller, wurden ebenfalls verschoben. Ein großer Teil der über 30 erwarteten Gäste und Familienmitglieder konnte durch den Angriff vom 7. Oktober nicht anreisen. Stattdessen beteiligte sich die Projektgruppe des Max-Windmüller-Gymnasiums an Veranstaltungen zum Gedenken der Ermordeten und durch die Hamas Verschleppten.

Die Bedrohungen für Jüdinnen und Juden durch den Antisemitismus hat mit dem 7. Oktober und den damit weltweit verbundenen Folgen eine neue Stufe erreicht. Hass und Hetze müssen wirkungsvoll gestoppt werden. Hierzu bedarf es - gerade auch im digitalen Bereich - neuer Strategien und Maßnahmen sowie einer Stärkung des historisch-politischen Lernens, der Demokratiebildung und der Unterstützung von Schulpartnerschaften und Begegnungsreisen, damit die Solidarität und Verbundenheit weiter wachsen und Antisemitismus wirkungsvoll bekämpft werden kann. Die UNESCO-Projektschulen wirken mit ihrer Bildungsarbeit hieran mit.

Publikation

Praxisimpulse zur Demokratiebildung. Beiträge der UNESCO-Projektschulen.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2021