Auf ein Wort,

„Welterbewissen selbstständig vermitteln“

DUK

Nicoletta Flora
Junior Professional im Fachbereich Welterbe

Juliane Kunert

Juliane Kunert
Koordinatorin der Alumni-Arbeit beim Freiwilligendienst kulturweit

Agnesa Schmudke

Agnesa Schmudke
kulturweit-Alumna

Der internationale Freiwilligendienst kulturweit der Deutschen UNESCO-Kommission bietet jungen Menschen weit über ihren Freiwilligendienst hinaus ein umfangreiches Lernprogramm und vielfältige Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen. Ehemalige Freiwillige können an Fortbildungen zu Seminargestaltung und Bildung für nachhaltige Entwicklung teilnehmen. Mit einer zweijährigen Weiterbildung zum Thema Welterbe erweitert kulturweit seinen UNESCO-Bildungskanon und gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Wissen zu teilen.

In einem zweijährigen Programm können sich kulturweit-Alumni zum Thema UNESCO-Welterbe fortbilden lassen. Wie ist die Idee zu der Weiterbildung entstanden?

Kunert: UNESCO-Themen spielen bei kulturweit eine zentrale Rolle. So beschäftigen wir uns im Freiwilligendienst ebenso wie in der Alumni-Arbeit seit langem mit Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Vorfeld der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2015 in Bonn haben wir erstmals gemeinsam mit dem Fachbereich Welterbe einen Workshop zum Thema auf unserem jährlichen Alumni-Treffen angeboten, der auf enormes Interesse gestoßen ist. Daraus hat sich eine Seminarreihe entwickelt, die kulturweit-Alumni über zwei Jahre das nötige Know-how an die Hand gibt, um Welterbewissen selbständig zu vermitteln.

Welche Ziele verfolgt das Programm und wie läuft die Weiterbildung ab?

Kunert: Wir geben unseren Alumni die Möglichkeit, sich mit uns neben Uni, Ausbildung oder Job eigene Themen anzueignen und zu lernen, diese Themen in selbstgestalteten Workshops und Seminaren weiterzugeben. Dadurch wollen wir einen lebenslangen und vor allem nachhaltigen Lernprozess anstoßen: Wer selbst Workshops gestaltet, lernt Themen anders kennen als jemand, der daran teilnimmt.

Schmudke: Das Programm teilt sich in zwei Phasen: Im ersten Jahr durchlaufen alle Teilnehmenden eine Inputphase. An drei Welterbestätten in Deutschland wird dabei das Basiswissen vermittelt. Unter anderem dadurch, dass wir mit den Menschen zusammenkommen, die am Welterbe arbeiten, die Stätten managen oder am Nominierungsprozess beteiligt waren. Im zweiten Jahr geht es in die Projektphase, wo wir Alumni selbst tätig werden und eigene Seminare anbieten.

Flora: Die Weiterbildung ist eine Möglichkeit, junge Menschen an das Thema Welterbe heranzuführen. Gleichzeitig profitieren auch die Welterbestätten, wenn wir vor Ort unsere Workshops durchführen und sie sich damit auseinandersetzen, welche Fragen junge Menschen haben, wie man mit ihnen umgehen muss und welche Herausforderungen es dabei gibt. Dadurch wird bei allen Beteiligten ein Lernprozess angekurbelt.

Die Weiterbildung will das UNESCO-Welterbe nicht nur theoretisch behandeln. Wie setzt sich die Weiterbildung praktisch mit dem Thema auseinander?

Kunert: Damit das Wissen, das wir während unserer Weiterbildungen erwerben, nicht im kulturweit-Kosmos bleibt, haben wir uns entschieden, dass unsere Alumni eben dieses Wissen an externe Zielgruppen weitergeben müssen. Wir möchten, dass sie damit etwas an die Gesellschaft zurückgeben, die ihren Freiwilligendienst ermöglicht hat, und mehr Menschen vom Lernprogramm kulturweit profitieren.

Schmudke: Wir haben unter dem Titel „Welterbe und ich“ ein Projekt auf die Beine gestellt. Wir wollten auf ganz persönlicher Ebene darüber sprechen, was Welterbe mit jeder einzelnen von uns zu tun hat. Natürlich kamen dabei Fragen auf: Was bedeutet Welterbe im europäischen Kontext? Wie geht man damit in anderen Ländern um? Was bedeutet es, wenn Welterbe bedroht ist? Zufällig haben wir in Berlin eine Gruppe junger Geflüchteter kennengelernt und gemeinsam mit ihnen den Perspektivwechsel gewagt. Wir haben Welterbestätten in Brandenburg und die Berliner Museumsinsel besucht und uns darüber ausgetauscht, was dieses kulturelle Erbe für uns und die jeweilige Situation, in der wir leben, bedeutet. Über den Austausch konnten wir lernen, wie diese Jugendlichen das Welterbe in Deutschland wahrnehmen und was sie aus ihren Herkunftsländern mitbringen.

Flora: Aufgabe jeder Welterbestätte ist es, die Idee hinter der UNESCO-Konvention zu vermitteln. Das ist kein nachrangiges Ziel, sondern die Kernidee: dass ein Welterbe existiert, das für die Leistung der gesamten Menschheit steht, das Begegnungsstätte ist und einen Austausch über gesellschaftliche und kulturelle Grenzen hinweg ermöglicht und dadurch seine friedensbildende Wirkung entfaltet.

Hat das Projekt nachgewirkt?

Schmudke: Wir haben mit den Jugendlichen weitergearbeitet. Wir wollten eigentlich ein Projekt durchführen, das sich ganz auf das Welterbe bezieht. Viel mehr als ein großes Projekt, wollten die Teilnehmenden aber mit uns in Kontakt bleiben. Plötzlich waren da ganz persönliche Verbindungen. Entstanden sind vor allem Freundschaften.

 

Nicoletta Flora...

...ist Junior Professional im Fachbereich Welterbe und konzipiert die Weiterbildung mit. Sie studierte Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen in Freiburg und Aix-en-Provence. Nach ihrer Schulzeit absolvierte sie einen Freiwilligendienst in Ecuador.

Juliane Kunert...

...koordiniert die Alumni-Arbeit beim internationalen Freiwilligendienst kulturweit. Sie ist ausgebildete Wildnispädagogin und studierte Kultur und Gesellschaft Afrikas in Bayreuth. Nach dem Abitur absolvierte sie einen Freiwilligendienst in Kenia.

Agnesa Schmudke...

...kulturweit-Alumna, studiert Kunstgeschichte und Anthropologie in Berlin. Seit 2015 nimmt sie an der Welterbeweiterbildung teil und entwickelt sie mit. Mit kulturweit hat sie von 2012 bis 2013 den Deutschunterricht am Instituto Nacional in Santiago de Chile begleitet.

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