Auf ein Wort,

„Was bei diesen Protesten passiert, ist gelebte Demokratie“

Jenny Blekker
Leiterin Presse- und Öffentlickeitsarbeit bei BUNDjugend

Fridays for Future – heute eine globale Bewegung, an der sich tausende Schülerinnen und Schüler beteiligen. Im Interview über die Schülerdemonstrationen bei uns: Jenny Blekker von BUNDjugend. Mit der Deutschen UNESCO-Kommission spricht sie unter anderem darüber, welche Rolle BNE dabei eigentlich spielt.

Welche Rolle hat BUNDjugend e.V. bei den Fridays for Future?

Am 26. November 2018 starteten Aktive der BUNDjugend den ersten Schulstreik in Berlin und demonstrierten mit 200 Schülerinnen und Schüler vor dem Ministerium für Wirtschaft und Energie – anlässlich einer Sitzung der Kohlekommission – für einen schnellen Ausstieg aus der Kohle und echten Klimaschutz. Seitdem unterstützt die BUNDjugend Schülerinnen und Schüler, die selbst einen Klimastreik in ihrer Stadt organisieren wollen. Das tun wir beispielsweise mit einer Kurzanleitung.

Wir stellen Informationen zusammen und haben auch mit unseren Landesverbänden Anlaufstellen, die beraten oder Räume zur Verfügung stellen. Es entspricht unserem Selbstverständnis als Jugendverband, Mitbestimmung, demokratisches Handeln, und Selbstorganisation zu fördern. Viele unserer Aktiven sind Teil der Bewegung. Anfang März haben wir den streikenden Schülerinnen und Schüler auf unserer Zukunftskonferenz einen Rahmen geboten, in dem sie sich sowohl inhaltlich als auch methodisch weiterbilden und ihre Organisationsstrukturen weiterentwickeln konnten.
 

Welche Bedeutung messen Sie den Schulstreiks bei und denken Sie, dass sie das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für nachhaltige Entwicklung beeinflussen können?

Die Schulstreiks geben der Umweltbewegung weltweit einen ungeahnten Auftrieb, sie senden das starke Signal an die Politik und die gesamte Erwachsenenwelt, dass es so nicht weitergehen kann.

Die Schülerinnen und Schüler, die heute Demos organisieren, demokratische Abstimmungsprozesse in ihrer Gruppe koordinieren oder plötzlich Öffentlichkeitsarbeit machen, lernen sicherlich fürs Leben. Was bei diesen Protesten passiert, ist gelebte Demokratie, die sich so niemals durch Schulbücher vermitteln ließe. Doch das Anliegen ist ernst: Immer mehr junge Menschen sind bereit für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen und nehmen sogar ein persönliches Risiko in Kauf, weil sie die Dringlichkeit spüren. Sie sind diejenigen, die die Entscheidungen der Politik und vor allem deren aktuelle Versäumnisse beim Klimaschutz werden ausbaden müssen. In der Auseinandersetzung mit der Problematik, dem Ringen um Argumente in Diskussionen mit Lehrerinnen und Lehrern, Eltern oder Mitschülerinnen und Mitschülern wird automatisch auch das Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung geschärft. Dafür spielen auch Veränderungen des eigenen Lebensstils eine Rolle. Greta Thunberg, das Vorbild der Bewegung, lebt es vor, indem sie sich beispielsweise weigert ins Flugzeug zu steigen.

Was erhoffen Sie sich von den Schulstreiks?

Wir erhoffen uns, dass die Schulstreiks dazu führen, dass die jungen Menschen endlich gehört werden, ein breites gesellschaftliches Umdenken stattfindet und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger entschlossen – der Dringlichkeit der Klimakrise entsprechend – handeln.

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