Welterbe weltweit

Welterbe über Grenzen hinweg: gemeinschaftliche Herausforderungen, gemeinsame Erfahrungen

Gemeinsam schützen – dies ist die Grundidee der Welterbekonvention von 1972. Nirgendwo sonst wird diese internationale Kooperation tagtäglich so direkt gelebt wie in den grenzüberschreitenden und transnationalen Welterbestätten weltweit. Als Vorreiter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bieten diese Stätten besondere Herausforderungen und Chancen zugleich und sollten gerade deshalb stärker in den Blickpunkt genommen werden.

Einige der Welterbestätten in Deutschland sind grenzüberschreitend – bilden also ein zusammenhängendes Gebiet über Staatsgrenzen hinweg – oder transnational, das heißt, sie weisen räumlich getrennte Teilgebiete in verschiedenen Ländern auf:

Muskauer Park / Park Mużakowski (2004)

Grenzen des Römischen Reiches (2005 erweitert um dt. Teilgebiete)

Wattenmeer (2009)

Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (2011 erweitert um dt. Teilgebiete)

Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen (2011)

Das architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur Moderne (2016)

Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří (2019)

Die bedeutenden Kurstädte Europas (2021)

Grenzen des Römischen Reiches - Niedergermanischer Limes (2021)

Grenzen des Römischen Reiches - Donaulimes (westlicher Abschnitt) (2021)

Berichte aus grenzüberschreitenden und transnationalen Welterbestätten, gesammelt im Rahmen eines durch die Deutsche UNESCO-Kommission 2016 eingeleiteten Erfahrungsaustauschs, zeigen eines deutlich: Ein einheitliches Modell zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Staaten und den jeweils zuständigen Stellen für die Welterbestätte gibt es nicht. Jede Stätte unterscheidet sich durch ihren außergewöhnlichen universellen Wert, ihre Charakteristika und ihre geografische Lage. Jede erfordert somit individuell angepasste Managementstrukturen. Sicher ist jedoch, dass der regelmäßige Austausch auf Augenhöhe sowie gemeinsame, grenzüberschreitende Managementpläne helfen können, sich auf gemeinsame Prinzipien zu verständigen und so den langfristigen Erhalt der Welterbestätten zu gewährleisten. Während jede Stätte eigene Managementphilosophien und -mechanismen wählen muss, sind der Austausch zwischen den grenzüberschreitenden Stätten und das Lernen voneinander unerlässlich.

Geteilte Herausforderungen und offene Fragen gibt es zu Genüge. Wie kann die Finanzierung des Erhalts der Stätten grenzüberschreitend sichergestellt werden und welche Rolle können internationale Fördermittel dabei spielen? Wie können Peer-to-peer-Lernprozesse dabei helfen, dass alle Beteiligten über den gleichen Wissensstand zu ihrer gemeinsam betreuten Welterbestätte verfügen? Wie sollte mit Gefährdungen umgegangen werden, die einzelne Teilgebiete in einem der beteiligten Staaten besonders betreffen, aber den außergewöhnlichen universellen Wert der Welterbestätte als Ganzes bedrohen? Noch gibt es keine eindeutigen Antworten auf diese Fragen, weshalb der kontinuierliche Austausch zu diesem Thema besonders wichtig erscheint.

Die internationale Kooperation zum Schutz und Erhalt des Welterbes hat trotz oder gerade angesichts der damit verbundenen Herausforderungen einen besonderen Stellenwert. Sie ist gelebte Solidarität, wie sie in der Welterbekonvention von 1972 verankert ist. Und sie wird angesichts des vielerorts zu bemerkenden Rückzugs ins Nationale immer wichtiger. Dies spiegelt sich auch in den Entscheidungen des Welterbekomitees wider, welches auf seiner 41. Sitzung in Krakau mit den Daurischen Landschaften eine weitere grenzüberschreitende Welterbestätte anerkannt und mit der Erweiterung zweier Stätten – Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas und Nationalparkkomplex W - Arly - Pendjari – die Bedeutung der internationalen Kooperation im Welterbe betont hat.

Perspektiven grenzüberschreitender Kooperation – Aktivitäten der Deutschen UNESCO-Kommission

Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, dem Auswärtigen Amt, dem Land Hessen sowie dem Common Wadden Sea Secretariat, richtete die Deutsche UNESCO-Kommission 2016 die Konferenz „Perspektiven der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Welterbe – Ein Erfahrungsaustausch in und mit Deutschland“ aus. Die Diskussionen  wurden während des Side Events „Perspectives of Transboundary Cooperation in World Heritage – Sharing Experiences“, veranstaltet von der Deutschen UNESCO-Kommission und dem National Heritage Board of Poland mit Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt anlässlich der 41. Sitzung des Welterbekomitees auf internationaler Ebene weitergeführt.

Publikation

Konferenzbericht: Perspektiven der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Welterbe - Ein Erfahrungsaustausch in und mit Deutschland.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2017

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