Friedhöfe mit Stećci – Mittelalterliche Grabsteine

Symbol der Friedenssicherung

Die transnationale Stätte mit etwa 4.000 Grabsteinen in 28 Teilgebieten wurde im Rahmen der 40. Sitzung des Welterbekomitees als herausragendes Zeugnis mittelalterlicher Kultur in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben. Die Stätte ist aufgrund ihres interkulturellen Charakters ein Symbol der Zusammenarbeit und Friedenssicherung in der Region.

Faktenbox

Als Stećci werden aus einzelnen Steinblöcken bestehende Grabmale bezeichnet, die im Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und dem 16. Jahrhundert in Bosnien-Herzegowina, im westlichen Serbien, in Westmontenegro und in Zentral- und Südkroatien entstanden sind. Etwa 70.000 dieser Grabsteine sind noch heute erhalten. Für die Welterbeliste wurden circa 4.000 besonders repräsentative Grabmale ausgewählt. Sie verteilen sich auf über 28 Friedhöfe unterschiedlicher Größe, die meist an Orten besonderer Naturschönheit sowie in der Nähe örtlicher Steinbrüche liegen.

Die größtenteils aus Kalkstein geschlagenen Steine kommen in fünf Formen vor und weisen teils beeindruckende Gravuren auf. Die Vielfalt dieser Gravuren – von Texten über geometrische Motive bis hin zu Darstellungen religiöser und alltäglicher Szenen – trägt ebenso wie der interreligiöse Charakter der Friedhöfe zum außergewöhnlichen Wert der Stätte bei. Die Darstellungen sind Überlieferungen der mittelalterlichen Kultur einer Region, die stets von interkulturellen Begegnungen und dem Aufeinandertreffen verschiedener Glaubensrichtungen, insbesondere unterschiedlicher christlicher Traditionen, geprägt war.

„Their reliefs are an extraordinary testimony of medieval culture which has disappeared and of which stećci are often the only remaining traces.”

"Ihre Reliefs sind ein außergewöhnliches Zeugnis der mittelalterlichen Kultur, die verschwunden ist und von die "stećci" oft die einzigen verbliebenen Spuren sind."

Versteinerter Ausdruck von Glaube und Traditionen

Die Darstellungen auf den Grabsteinen sind in Stein gehauene Zeugnisse der Vermischung und der Koexistenz des christlichen Glaubens und älterer regionaler Traditionen und Überlieferungen – neben Kreuzen und Schwertern finden sich Abbildungen tierischer Wesen und an Sonne und Mond angelehnte Symbole. Auch sind die Grabsteine Ausdruck der mittelalterlichen Epoche, die in Form unterschiedlichster Motive in lokalen Erzählungen und Märchen behandelt und überliefert wurde (Kriterium iii).

Zugleich sind die Grabsteine und Friedhöfe selbst in regionale Traditionen und das kollektive Gedächtnis eingebunden. So tragen viele Friedhöfe Namen, die auf den Respekt und die Bewunderung verweisen, welche die lokale Bevölkerung den Grabstätten auch nach Ende ihrer Nutzung entgegen brachte. Bis heute stellen die Grabsteine eine Inspirationsquelle für Künstler dar – sowohl für Maler, Bildhauer und Fotografen als auch für Schriftsteller und Dichter (Kriterium vi).

Natürliche Bedrohung der Stätte

An sorgfältig ausgewählten Orten von besonderer Schönheit angelegt, befindet sich heute ein Großteil der Friedhöfe an schwer zugänglichen Stellen. Unkontrollierter Pflanzenwuchs, Moosbefall und Erosion durch Wind, Wasser und Eis setzen den Grabsteinen stark zu. Aufgrund der Vielzahl an Grabsteinen und ihrer Lage stellt die Konservierung eine Herausforderung dar, auf welche die Staaten im Zuge ihrer bereits vorgelegten Managementpläne reagieren werden.

Das transnationale Management der Welterbestätte und die damit einhergehende Kooperation von Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Kroatien zu Fragen der Erhaltung und des Schutzes stellen einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung des Friedens und der Stabilität in der Region sowie zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung dar.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

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