UNESCO-Welterbe Altstadt von Şəki mit Khanspalast

Kulturelles Zentrum der Seidenraupenzucht

Die Altstadt von Şəki mit dem Khanspalast ist ein historisches Zentrum der Seidenraupenzucht. Geprägt durch verschiedene kulturelle Einflüsse spiegeln sich in ihrer Architektur safawidische, kadscharische und russische Bautraditionen. Im Juli 2019 wurde die Stätte bei der 43. Sitzung des Welterbekomitees in Baku in die Welterbeliste aufgenommen.

Die Altstadt von Şəki liegt im Norden Aserbaidschans an den Ufern des Flusses Kiş. Ihre Geschichte geht zurück bis ins 7. Jahrhundert v. Chr., als erste Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt entstanden. Aufgrund ihrer geografischen Lage entlang der Seidenstraße entwickelte sich Şəki in den folgenden Jahrhunderten zu einer Handelsstadt auf der Karawanenstraße von Tiflis nach Derbent. Über zwei Jahrtausende wurde die Stadt durch den Austausch von Waren und kulturellen Traditionen beeinflusst, der sich auf die architektonische Gestaltung der Altstadt von Şəki auswirkte (Auswahlkriterium ii). 1772 wurde das historische Zentrum durch Überschwemmungen zerstört. Die Stadt wurde daraufhin umgesiedelt und an der neuen Hochebene am Fluss Gurjana wiedererrichtet. Heute prägen Häuser mit den für Şəki charakteristischen hohen Satteldächern das Antlitz der Stadt. Sowohl safawidische, kadscharische als auch russische Einflüsse sind in der altstädtischen Architektur erkennbar. Der Khanspalast sowie mehrere Kaufmannshäuser zeugen vom Wohlstand der Stadt aus der Seidenraupenzucht und dem florierenden Handel im späten 18. und im 19. Jahrhundert mit den Kokons der Tiere.

Im Zentrum des historischen Kerns befinden sich eine Zitadelle, die 1790 von Huseyn Khan erbaut wurde, sowie der Khanspalast. Das zweistöckige Palastgebäude wurde von dem persischen Architekten Haji Zainal Abdul entworfen und besteht aus einem Residenzgebäude, einer Moschee, Bädern sowie Ställen und Scheunen. Neben seinen feinen Nischendekorationen aus Tropfstein und den verzierten Decken aus Blumenmustern ist die imposante Fassade aus Buntglasfenstern eines der markantesten Charakteristika des Palastes.

Zentrum der Seidenraupenzucht

Das kulturelle Erbe Şəkis ist eng mit der Tradition der Seidenraupenzucht verbunden. Die Region verzeichnet einen reichen Bestand an Maulbeerbäumen, die aufgrund der klimatisch günstigen Bedingung gut gedeihen. Folglich basierte die traditionelle Wirtschaft von Şəki zum Teil über Jahrhunderte auf der Seidenraupenzucht und der Produktion von Kokons. Die Zunahme der Produktion von Seide und der Verkauf von Kokons führten zu einer wachsenden Anzahl von Werkstätten und Läden innerhalb der Altstadt und einem Ausbau von Textilhandwerkstechniken wie beispielsweise das Weben von Seidenteppichen und Stickereien. Şəki ist ein außergewöhnliches Beispiel einer produzierenden Gartenstadt. Ihr komplexes integriertes Bewässerungssystem folgt altertümlichen städtischen Systemen wie sie beispielsweise aus Mesopotamien und Iran bekannt sind. Die Bewässerungssysteme sind bis heute in der Landschaft erhalten geblieben (Auswahlkriterium v).

Illustration Welerbestätten

Faktenbox

Management historischer Städte

Der Schutz historischer Städte mit Welterbestatus ist mit besonderen Herausforderungen verbunden, die sowohl das Managementsystem der Stätte als auch die lokale Bevölkerung betreffen. Oft stehen notwendige Schutzmaßnahmen im Widerspruch mit baulichen Entwicklungsprojekten und touristischer Nutzung. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Interessen spielt auch die Lebensqualität der Anwohner eine Rolle. Angesichts der Vielzahl von Welterbestätten, die in einen urbanen Raum eingebunden sind, forderte das Welterbekomitee auf seiner 29. Sitzung in Durban (2005) die Entwicklung von normativen Instrumenten und Richtlinien, um Welterbestätten bei der Erhaltung ihres städtischen Erbes zu unterstützen und Strategien für sozioökonomische Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Die daraus entstandene Empfehlung zur historischen Stadtlandschaft kann in diesem Zusammenhang als richtungsweisendes Dokument für die darauf aufbauenden Aktivitäten der nachfolgenden Jahre gesehen werden.

Historische Städte sind einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt, die den außergewöhnlichen Wert einer Stätte sowie ihre Authentizität und Integrität schädigen können. Hierzu zählen beispielsweise städtische Entwicklung, Modernisierungsmaßnahmen, Verkehr sowie der oft durch den Welterbestatus wachsende Tourismus. Um den Austausch zwischen historischen Städten mit Welterbestatus zu fördern, entstanden in den vergangenen Jahren Netzwerke, die sich spezifisch mit den besonderen Herausforderungen bei dem Schutz historischer Städte auseinandersetzen. Hierzu gehören beispielsweise das „World Heritage Cities Programme“ des Welterbezentrums und die Gründung der OWHC (Organization of World Heritage Cities).

Porträtserie

Im Rahmen der 43. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2019 in Baku (Aserbaidschan) wurden 29 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.

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