UNESCO-Welterbe Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin

Preußisches Versailles und Sinnbild der Wiedervereinigung

Die Welterbestätte Schlösser und Parks in Potsdam und Berlin ist zugleich ein architektonisches und landschaftliches Meisterwerk. Die Kulturlandschaft wurde 1990 in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben und 1992 und 1999 erweitert und ist Ausdruck königlicher Macht. 1990 wurde sie Sinnbild der deutschen Wiedervereinigung. 

Die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin wurden zwischen 1730 und 1916 errichtet und sind das gemeinsame künstlerische Meisterwerk der bedeutsamsten Architekten und Landschaftsgärtner ihrer Zeit. 

Schloss Sanssouci, die Sommerresidenz Friedrichs II. von Preußen, ist der älteste Teil des Ensembles. Der Name "Sanssouci" (ohne Sorge) verrät den Wunsch des Königs nach Intimität und Einfachheit. Der eingeschossige Bau wurde 1745-1747 durch den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erbaut. Seine Nachfolger C. von Gontard, C. G. Langhans, K. F. Schinkel und P. J. Lenné erschufen gemeinsam mit Bildhauern, Malern, Handwerkern und Gärtnern ein Gesamtkunstwerk von hoher Qualität und internationalem Rang. Der 290 Hektar große Park Sanssouci umfasst eine Bildgalerie im Westen und die Alte Orangerie im Osten, die 1771/74 unter dem Namen Neue Kammern zu Wohnräumen umgebaut wurden. Hinzu kamen die Grotte des Neptun und das Chinesische Teehaus. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) ließ Friedrich der Große am Westende in der etwa zwei Kilometer langen Hauptallee das Neue Palais im Rokokostil errichten. Es entstanden der Antikentempel, der Freundschaftstempel, das Belvedere und der Drachenpavillon (1770). Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) setzte die Bauaktivitäten von Friedrich II. fort. Der Architekt Karl-Friedrich Schinkel errichtete das kleine klassizistische Schloss Charlottenhof und Peter Josef Lenné die Anlage eines romantischen Parks. Bis 1860 kamen die römischen Thermen von Schinkel und Persius, die Orangerie und die Friedenskirche hinzu.

Die Verbindung vermeintlich unvereinbarer Stile zu einem harmonischen Ganzen innerhalb des Ensembles der Schlösser und Parks ist bemerkenswert (Aufnahmekriterium i). Schloss Sanssouci vereint eine Vielzahl von Einflüssen aus den Prinzenhöfen in Italien, England, Flandern, Paris und Dresden. Schloss und Park waren fortan neue Vorbilder, die die Entwicklung von monumentaler Kunst und Raumgestaltung östlich der Oder stark beeinflussten (Aufnahmekriterium ii). In seiner Ausdehnung und Konzeption ist das Ensemble auch ein außergewöhnliches Beispiel für die Entwicklung von Architektur und Landschaftsgärtnerei in Zusammenhang mit königlicher Macht in Europa (Aufnahmekriterium iv).

Faktenbox

Publikation

Welterbe in Deutschland. Deutschsprachige Sonderausgabe der Zeitschrift 'World Heritage', Nr. 76, des UNESCO-Welterbezentrums.
UNESCO; Deutsche UNESCO-Kommission, 2014

Die Welterbestätte Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin umfasst eine Vielzahl an Bauwerken, Parkanlagen und gestalteten Ensembles. Hierzu zählen neben Schloss Sanssouci unter anderem das Observatorium in Babelsberg, Belvedere auf dem Pfingstberg und die russische Kolonie Alexandrowka in Potsdam sowie der Glienicker Park mit Pfaueninsel in Berlin, der Neue Garten im Westen des Heiligen Sees mit dem Marmorpalais und Schloss Cäcilienhof.

1990 wurde die Stätte zur ersten gesamtdeutschen Welterbestätte. Die Spuren der Situation Deutschlands nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1989 waren noch sichtbar. Neben Schäden an einzelnen Bauwerken in Potsdam aufgrund von Vernachlässigung oder Umnutzung hatten die innerdeutschen Grenzanlagen zu einer Zerschneidung der Kulturlandschaft geführt. Durch denkmalgerechte Wiederherstellungsmaßnahmen ab 1990 konnte die Stätte ihren ursprünglichen Glanz als ganzheitliches Ensemble wiedererlangen.

Mit der russischen Kolonie Alexandrowka umfasst die Welterbestätte auch eine seit der Initialpflanzung im Jahre 1827 für Obstanbau genutzte Fläche. 294 Bäume aus dieser ersten Pflanzung existieren noch heute. Die Welterbestätte ist somit ein gutes Beispiel für den Schutz und Erhalt von Nutzlandschaften.

Die Welterbestätte Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin erfordert eine denkmalgerechte und nachhaltige Gestaltung des Tourismus in und um die Stätte. Ein Beispiel der Aktivitäten der Welterbestätte in diesem Bereich ist die Teilnahme am UNESCO-Projekt World Heritage Journeys in the European Union, finanziert durch die Europäische Union und durchgeführt in Kooperation mit National Geographic. Ziel des Projektes ist die Förderung von nachhaltigem Tourismus und die Präsentation der kulturellen Diversität in Europa durch die Entwicklung thematischer Narrative.

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