Auf ein Wort

O-Töne aus dem Welterbe - Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg

Katrin Kaltschmidt

Katrin Kaltschmidt
Welterbekoordinatorin bei der Stadt Quedlinburg

Der wirksame Schutz von Welterbestätten sowie die Vermittlung des Welterbegedankens und des außergewöhnlichen universellen Wertes des Welterbes sind nur mit dem engagierten Einsatz der Zuständigen vor Ort sowie auf regionaler und nationaler Ebene möglich. Erfahrene Koordinatoren, Manager, Referenten, Beauftragte und sogenannte Focal Points bilden mit ihren Teams das Herzstück der Aktivitäten an Kultur- und Naturerbestätten. Sie zeigen, dass Welterbe mehr ist als bauliche Substanz, gewachsene Landschaften oder Naturräume – Welterbe ist gelebtes Erbe und tägliche Arbeit.

Aus diesem Grund hat sich die Deutsche UNESCO-Kommission auf die Suche nach O-Tönen aus der vielseitigen Gemeinschaft der mit Welterbe betrauten Expertinnen und Experten in Deutschland begeben und ihnen vier Fragen zu ihrer Arbeit, ihren Erfahrungen und Wünschen gestellt.

Katrin Kaltschmidt ist Welterbekoordinatorin bei der Stadt Quedlinburg und somit auf kommunaler Ebene für die Welterbestätte Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg verantwortlich, welche 1994 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde.

Seit wann betreuen Sie die Welterbestätte Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg und welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Ich habe einen landwirtschaftlichen Beruf erlernt und mit der Wende 1989 mein Agraringenieurstudium abgeschlossen. Seit 1991 bin ich bei der Welterbestadt Quedlinburg beschäftigt, zu Beginn im Sachgebiet Liegenschaften, seit 1994 im Sachgebiet Stadtentwicklung und -sanierung. Im Jahr 1998 habe ich mich zum Verwaltungsfachangestellten qualifiziert. Von 1994 bis 2010 betreute ich die Welterbestätte vorrangig in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Umsetzung von Planungen und denkmalpflegerischen Belangen. Mit der Beteiligung der Welterbestadt Quedlinburg an der Internationalen Bauausstellung in Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2009 die Weichen für die Erarbeitung des Welterbe-Managementplanes gestellt. Seit diesem Zeitpunkt bin ich intensiv in alle Belange rund um das Welterbe eingebunden.

Bei welcher Einrichtung ist das Management Ihrer Welterbestätte angesiedelt, und was sind Ihre Hauptaufgaben?

In unserer Verwaltungsstruktur ist das Welterbemanagement im Fachbereich Bauen und Stadtentwicklung, Sachgebiet Stadtentwicklung und -sanierung, UNESCO-Welterbe angesiedelt. Meine Hauptaufgabe besteht im städtischen Welterbe-Management unter Maßgabe der Leitlinien und Zielvorstellungen für die Welterbestätte. Dazu gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit, besonders unter dem Aspekt der Vermittlung des Welterbegedankens und der Arbeit der Stadtsanierung.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?

Die größte Herausforderung ist die Umsetzung des Welterbe-Managementplanes (WMP) mit seinem dazugehörigen Denkmalpflegeplan und dem Stadtentwicklungskonzept. Die Welterbestadt Quedlinburg ist seit Jahren in der Haushaltskonsolidierung und zur Umsetzung der Ziele des WMP permanent auf Fördermittel und Spenden angewiesen. Aufgrund der finanziellen Zwänge muss gegenüber potenziellen Investoren, aber teilweise auch im eigenen Haus starke Überzeugungsarbeit geleistet werden im Sinne der Erhaltung der Authentizität des Welterbes und der Ziele des Managementplanes.

Wie arbeiten Sie mit anderen Welterbestätten zusammen, und was würden Sie gerne einmal mit anderen Welterbestätten – oder auch Biosphärenreservaten oder Geoparks – gemeinsam machen?

Die Welterbestadt Quedlinburg ist Mitglied im Arbeitskreis Welterbealtstädte beim Deutschen Städtetag, der OWHC – Bereich Nordwest-Europa – und im Tourismusverband, dem UNESCO Welterbestätten Deutschland e.V. In diesem Rahmen erfolgt ein intensiver Erfahrungsaustausch oft per Mail, aber auch im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Fachzusammenkünften in jeweils unterschiedlichen Welterbestätten. Plattformen, wie Fachtagungen im Rahmen der Denkmalmesse in Leipzig, Veranstaltungen des Auswärtigen Amtes oder des Bundesbauministeriums werden ebenfalls für einen regen Erfahrungsaustausch genutzt.

Gerne würde ich alle Welterbestätten persönlich besichtigen im Rahmen einer oder mehrerer „Rundreisen“ mit Vorstellung (ca. 1-2 Stunden) der Welterbestätte durch den jeweils verantwortlichen Fachmann.

Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg
Ein Straßenzug in der Altstadt von Quedinburg

Welterbe in Deutschland

Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg

Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg sind ein außergewöhnliches Beispiel für eine europäische mittelalterliche Stadt. Hiervon zeugen noch heute über 1.300 gut erhaltenen Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten.
weiterlesen
Erhalt und Nachhaltige Entwicklung
Nordfriesisches Wattenmeer aus der Luftperspektive

Welterbe sein

Erhalt und Nachhaltige Entwicklung

Der Schutz außergewöhnlicher Naturerbestätten und der in ihnen vorhandenen Biodiversität ist ein direkter Beitrag zur ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit. Des Weiteren können Welterbestätten als interkulturelle Begegnungsstätten zu sozialer Kohäsion und – insbesondere in Konflikt- und Post-Konfliktsituationen – zur Resilienz von Gesellschaften beitragen.
weiterlesen
Zurück zur Übersicht