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Geschlechtergerechtigkeit in der internationalen Kulturpolitik
Expertinnen aus Europa, Lateinamerika und Afrika sowie leitende Mitarbeiterinnen der UNESCO trafen sich zu einem eintägigen Fachgespräch in der Bundeskunsthalle in Bonn. Dabei diskutierten sie Herausforderungen und Strategien für transformatives Handeln zugunsten von Geschlechtergerechtigkeit unter anderem in der Kultur- und Kreativbranche. Als Ergebnis gab die Deutsche UNESCO-Kommission eine Broschüre heraus.
Das Jahr 2020 bietet mehrere Gelegenheiten, Geschlechterungleichheiten anzusprechen, bereits vereinbarte Rechtsvorschriften und politische Verpflichtungen umzusetzen und transformatives Handeln in diesem Bereich weiter voranzubringen.
Warum 2020 ein wichtiges Jahr ist
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 wird den Schwerpunkt auf die Gleichstellung der Geschlechter in unterschiedlichen Politikfeldern legen. Die österreichische Ratspräsidentschaft und die finnische Ratspräsidentschaft haben hier bereits Vorarbeit geleistet. Der EU-Arbeitsplan für Kultur 2019-2022 hat die Gleichstellung der Geschlechter als eines von fünf Schwerpunktthemen für das gemeinsame Handeln auf EU-Ebene ausgewählt.
Außerdem wurde 2019 eine Arbeitsgruppe der Offenen Methode der Koordinierung (OMK) eingerichtet, um den aktuellen Stand der Gleichstellung von Geschlechtern im Kultur- und Kreativsektor zu untersuchen. Deutschland wird sich auf die Gleichstellung der Geschlechter im Kultur- und Kreativsektor konzentrieren und plant, dieses Thema bei der EU-Ratstagung der Minister für Kultur und Medien anzusprechen.
Anlässlich des Projektes Peking +25, also 25 Jahre nach der vierten Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking, findet vom 7. bis 11. Juli 2020 eine bedeutende Veranstaltung in Paris statt. Bei dieser wird auch ein aktueller Zwischenbericht der UNESCO zur Geschlechtergerechtigkeit in der Kulturpolitik vorgestellt und die Kampagne „HeForShe“ von UN Women unterstützt.
Geschlechtergerechtigkeit ist auch eine von zwei Prioritäten in der strategischen Orientierung der UNESCO für den Zeitraum 2014-2021. In der nächsten mittelfristigen Strategie (2022-2029), die sich derzeit in Vorbereitung befindet, wird Geschlechtergerechtigkeit sehr wahrscheinlich als transformatives Handeln weiter gestärkt.
Beispiele Guter und Inspirierender Praxis
Im Rahmen des Fachgesprächs wurden Gute Praxisbeispiele aus aller Welt aufgeführt, zum Beispiel:
- Im Vereinigten Königreich muss seit 2017 jedes Unternehmen mit über 250 Mitarbeitenden geschlechtsspezifische Daten zu Lohngefällen, Boni und Funktionen offenlegen.
- In Argentinien gibt es beispielsweise obligatorische Gendertrainings für alle Mitarbeitenden öffentlicher Einrichtungen, unabhängig von Position und Hierarchie.
- In Kenia zielt ein Projekt darauf ab, mehr Frauen in Führungspositionen im kulturellen Bereich zu bringen. Dazu bietet es Führungsworkshops oder Mentoring-Programme an.
- In Österreich fordert eine Bewegung die Verwendung von 52% aller verfügbaren öffentlichen Mittel in der Kunst- und Kulturbranche für die Umsetzung einer Gender-Perspektive.
Aussicht
Angesichts des Fahrplans für 2020 seien hier einige beispielhafte Ausgangspunkte für politische Maßnahmen und Handlungsstrategien genannt:
- (Verpflichtendes) Gendertraining und Bildungsmaßnahmen zu Geschlechterfragen für alle Medien- und Kulturschaffenden
- Dokumentation von Beispielen kollektiver künstlerischer und kreativer Macht- und Rollenbilder
- Entwicklung eines Modells für Genderspezifische transformative Kulturpolitik, welche die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen stärkt
- Nähere Untersuchung eines „Siegel“-Mechanismus für die Bewilligung von öffentlichen Zuschüssen
Detaillierte Informationen zu Ansätzen, Strategien und Guten Praxisbeispielen in der internationalen Politik finden Sie in der Broschüre Kulturpolitik Neu|Gestalten 2020: Geschlechtergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt stärken. Das Fachgespräch und die Broschüre wurden gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Teilnehmende des Fachgesprächs
Eine Liste der Teilnehmenden finden Sie hier.