Internationale Projekte zum Immateriellen Kulturerbe

Die Deutsche UNESCO-Kommission fördert den internationalen Austausch und Erkenntnisgewinn im Bereich des Immateriellen Kulturerbes durch verschiedene Projekte, Fachtagungen und Workshops.

Tagung der deutschsprachigen UNESCO-Nationalkommissionen: Spannungsfeld Immaterielles Kulturerbe

Am 8. und 9. Mai 2018 trafen sich in Wien Experten, Praktizierende und politische Entscheidungsträger aus Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Deutschland zur Tagung „Spannungsfeld Immaterielles Kulturerbe“. Die Tagung wurde gemeinsam von den vier deutschsprachigen UNESCO-Nationalkommissionen organisiert und beschäftigte sich mit gesellschaftlich strittigen Aspekten von Immateriellem Kulturerbe.

Immaterielles Kulturerbe muss mit den bestehenden internationalen Menschenrechtsübereinkünften, dem Anspruch gegenseitiger Achtung von Gemeinschaften und mit nachhaltiger Entwicklung vereinbar sein. Während diese Anforderungen meist problemlos umsetzbar sind, gibt es auch Kulturformen, deren Ausübung durchaus kontrovers diskutiert wird: wenn Tiere (Tiernutzung, Zähmung, Rituale) betroffen sind, wenn es um Erfahrungswissen geht, das u.U. im Gegensatz zu wissenschaftlichen Erkenntnissen steht (z.B. traditionelle Heilmethoden), bei Genderfragen (Ausschluss von entweder Männern oder Frauen bei der Ausübung) oder bei der Beteiligung von Minderheiten bzw. an Religionen und Religionsgemeinschaften orientierten Bräuchen.

Ziel der Veranstaltung war, im Austausch mit Experten und Trägergemeinschaften Spannungsfelder des Immateriellen Kuturerbes zu diskutieren sowie gemeinsame Formate zu entwickeln, die den sachlichen Diskurs und eine gewinnbringende Auseinandersetzung hinsichtlich der genannten Antagonismen verbessern. 

Der Bericht zur Tagung kann hier heruntergeladen werden.

Internationale Konferenz 2018 „Stadtkultur, Superdiversität und Immaterielles Kulturerbe“

Vom 14. bis 16. Februar 2018 fand an der Universität Utrecht, Niederlande, die Konferenz "Urban Cultures, Superdiversity and Intangible Heritage" statt. Sie wurde organisiert vom niederländischen Zentrum für Immaterielles Kulturerbe, den belgischen NGOs tapis plein und FARO sowie der Deutschen UNESCO-Kommission. Weitere Kooperationspartner sind die Universität Utrecht, der UNESCO-Chair für kritische Erbestudien und die Erhaltung Immateriellen Kulturerbes der Freien Universität Brüssel und die UNESCO-Nationalkommissionen Belgiens und der Niederlande.

Neben Keynotes, Diskussionen und Exkursionen sollen Fallstudien aus mehreren europäischen Städten das Immaterielle Kulturerbe im zeitgenössischen urbanen Kontext beleuchten. Sie sollen aufzeigen, wie Immaterielles Kulturerbe praktiziert und darüber hinaus als Quelle genutzt wird, um sozialen Zusammenhalt zu fördern und die Vielfalt in den Städten wertzuschätzen.

2018 ist das Europäische Kulturerbejahr. Das bietet auch die Möglichkeit, die Rolle des lebendigen Kulturerbes in den Prozessen der Identitätsbildung von Menschen in Europa hervorzuheben. Die Konferenz soll zu einer intensiven Reflexion über Erbe und Identität im Zeitalter von Superdiversität beitragen. Zielgruppen sind Experten, Wissenschaftler, Praktiker, politische Akteure und Interessierte in den Bereichen Kultur und Erbe.

Das Programm kann hier eingesehen werden.

Tagung „Lebendige Traditionen im urbanen Raum“

Unter dem Thema "Lebendige Traditionen im urbanen Raum" führte die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften gemeinsam mit dem Schweizerischen Bundesamt für Kultur eine Tagung durch. Die Veranstaltung fand am 24. Oktober 2014 in der Kunsthalle FriArt in Fribourg/Schweiz statt. Die Deutsche UNESCO-Kommission und die Schweizerische UNESCO-Kommission sowie der Schweizerische Städteverband waren Partner der Tagung.

Die Veranstaltung intensivierte die wissenschaftliche und kulturpolitische Diskussion über die Wahrnehmung und Anerkennung von lebendigen Traditionen im urbanen Raum. Dazu gehört auch die Entwicklung von Perspektiven, wie das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes adäquat auf moderne, westlich-geprägte Gesellschaften angewendet werden kann.

Aus dem Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission war Professor Wolfgang Kaschuba an der Tagung beteiligt. Er referierte zum Thema "Wandel als Erbe? Urbane Tradition als ‚paradoxe‘ Konstruktion". Als Ergebnis der Tagung hat das Schweizer Bundesamt für Kultur gemeinsam mit der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften den Band Lebendige Traditionen in der urbanen Gesellschaft herausgegeben.