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Bauhütten #FuerNotreDame

Am 15. April 2019 hat ein verheerender Brand große Teile der Kathedrale Notre-Dame in Paris zerstört. Die UNESCO kooperiert mit den französischen Verantwortlichen bei der Analyse der Schäden und dem Wiederaufbau der Kathedrale. Neben finanziellen Mitteln ist vor allem Fachexpertise bei den Wiederaufbauarbeiten gefragt. Bauhütten in Deutschland und darüber hinaus verfügen über genau diese Expertise.

"Der Brand von Notre-Dame ist eine Tragödie für ganz Europa. Unsere Solidarität sollte grenzenlos sein. Ich hoffe, dass das Bewusstsein wächst, welch ein zerbrechliches Gut unsere Kultur ist und wie wichtig es ist, sich für Erhalt und Schutz unseres Kulturerbes einzusetzen."

Peter Füssenich, Dombaumeister, Kölner Dom

In Abstimmung mit der europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Hüttenmeister, Dombaumeister e. V., steht die Kölner Dombauhütte jederzeit den französischen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite.

"Die Dombauhütte Mainz erklärt sich solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen an der Kathedrale Notre Dame in Paris im Rahmen unserer Möglichkeiten sind wir gerne bereit, den Wiederaufbau von Notre Dame zu unterstützen."

Heinz Heckwolf, Domdekan, zurzeit kommissarischer Leiter der Dombauhütte Mainz

„Für den Erhalt der Kathedralen ist der französische Staat als Eigentümer zuständig. Da staatliche Mittel begrenzt sind, geht es kaum ohne Spenden. Auch die Restaurierung der zerstörten Teile von Notre-Dame ist ohne das Engagement von Unternehmen und Privatleuten nicht denkbar. Dieses Projekt wird kolossale Summen verschlingen und könnte Jahrzehnte dauern.

Brandschutz ist schon lange ein Thema, aber es wird nun nochmals enorm an Bedeutung gewinnen. Gerade letzte Woche habe ich mit Kollegen vom Kölner Dom gesprochen, die sich aktuell mit den Notfallplänen zum Schutz der Kunstwerke des Domes beschäftigen. Allerdings erschien uns ein solches Szenario wie in Paris fast unvorstellbar.“

Sabine Bengel, Münsterbauhütte Straßburg

Bauhüttenwesen als Immaterielles Kulturerbe

Bauhütten kombinieren seit Jahrhunderten traditionelles Handwerk mit neuesten Techniken und stellen so den Erhalt von Kathedralen und Großbauwerken sicher. Unter der Leitung eines Dombaumeisters oder einer Dombaumeisterin arbeiten in der Regel Dutzende Mitarbeitende, vor allem Steinmetze und Bildhauer in einer Bauhütte. Hinzu kommen unter anderem Dachdecker, Gerüstbauer, Schreiner, Maler, Elektriker, Schlosser, Schmiede und Glasmaler. Sie alle haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrem über viele Generationen weitergegebenen Wissen und Können sowie neuen Ideen das Bauwerk zu erhalten. Dieses umfangreiche Wissen und die besonderen Fähigkeiten werden auch beim Wiederaufbau von Notre-Dame notwendig sein.

Seit 2018 zählt das Bauhüttenwesen zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. 2019 hat Deutschland gemeinsam mit Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz die Nominierung des Bauhüttenwesens bei der UNESCO in Paris eingereicht. Aus Deutschland haben Bauhütten in Aachen, Bamberg, Passau, Mainz, Lübeck, Soest, Dresden, Ulm, Köln, Freiburg, Regensburg, Schwäbisch Gmünd und Xanten an der multinationalen Nominierung mitgewirkt. Beantragt wird die Aufnahme in das UNESCO-Register Guter Praxis zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes. Eine Entscheidung fällt der verantwortliche UNESCO-Ausschuss Ende des Jahres 2020.