Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Fürther Michaeliskirchweih („Kärwa“)

Die Fürther Michaeliskirchweih („Kärwa“) zählt aufgrund ihrer etwa 900-jährigen Tradition und identitätsstiftenden Wirkung zu den bedeutendsten Großereignissen im fränkischen Festkalender. Die zahlreichen mit dem Fest verbundenen Bräuche und Rituale werden von einer Vielzahl von Akteuren gepflegt und weitergegeben. Zur heutigen Praxis zählt unter anderem ein Erntedankzug mit etwa 3.000 aktiv Beteiligten aus 90 fränkischen Vereinen und circa 100.000 Besuchern.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2018
  • Verbreitung: Fürth (Franken)
  • Zentraler Termin: Wochenende nach dem 29. September, dem Tag des Erzengels Michael
  • Bereiche: Gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste

Kontakt

Stadtarchiv und Museen
Dr. Martin Schramm
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Die alljährliche Feier der Michaeliskirchweih oder auch „Kärwa“ erinnert an die Einweihung der Kirche St. Michael im 12. Jahrhundert. Die Kirchweih findet in der Innenstadt Fürths statt. Die Festlichkeiten starten am Wochenende nach dem 29. September, dem Tag des Erzengels Michael als Namenspatron der ältesten Pfarrkirche des Ortes. Die Michaeliskirchweih verbindet auf besondere Weise althergebrachte Überlieferungen mit zeitgenössisch-kulturellen und sozialen Praktiken.

Die Kärwa gehört zu den größten und ältesten Volksfesten Deutschlands und ist ein wichtiges Element der Identität der lokalen Bevölkerung. Die zahlreichen mit dem Fest verbundenen Bräuche und Rituale, wie die Ausrufung des Friedgebots, der Eröffnungstanz, die Böllerschüsse, der Kirchweihbaum und die Segenserteilung, werden von einer Vielzahl von Akteuren, darunter zahlreichen Vereinen und Innungen, gepflegt und weitergegeben.  

Bis zu 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher nehmen innerhalb von zwölf Tagen an verschiedenen Veranstaltungen teil, die auch von Schaustellern unterstützt werden. Neben den Vergnügungsangeboten, die seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Kirchweih sind, ist auch der religiöse Ursprung des Festes bis heute präsent. Elemente wie ökumenische Gottesdienste in der Michaeliskirche am Vorabend der Eröffnung und am Tag des Erntedankfestzuges sowie die Erteilung des Segens während der Eröffnungszeremonie verdeutlichen das Bewusstsein der religiösen Wurzeln dieses Festes.

Zur heutigen Praxis der Kirchweih gehört auch der Erntedankzug am zweiten Sonntag der Veranstaltung, dem  „Bauernsonntag“. Der Umzug besteht aus geschmückten Festwagen und Laufgruppen. Heimatvereine und lokale Organisationen präsentieren Tänze und Musik, Trachten und handwerkliche Fähigkeiten. Die Vereine und Organisationen stammen aus ganz Franken und reisen zum Teil sogar aus Thüringen und Baden-Württemberg an. Auch migrantische Gemeinschaften aus der Region stellen ihre eigenen Bräuche zur Schau – so etwa die griechische und türkische Gemeinde aus Fürth. Dadurch schafft der Erntedankfestzug eine Verbindung zwischen lokaler Tradition und Interkulturalität, und wird zum Ausdruck der kontemporären kulturellen Vielfalt in Nordbayern. Aufgrund der starken öffentlichen Resonanz wird der Zug live im Bayerischen Rundfunk übertragen. Von wesentlicher Bedeutung ist zudem, dass die Kirchweih sich nicht auf eine Konfession beschränkt. Sowohl jüdische als auch muslimische Fürther feiern mit. Einer zu starken Kommerzialisierung des Festes wurde durch geeignete Maßnahmen, wie zum Beispiel der Verzicht auf eine Erweiterung der Veranstaltungsfläche, entgegengewirkt.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

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