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Die 25 neuen Biosphärenreservate 2020

Der Internationale Rat des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) hat im Oktober 2020 neue Biosphärenreservate in das Weltnetz aufgenommen. Erstmalig wurden Biosphärenreservate in Andorra, Kap Verde, den Komoren, Luxemburg, Trinidad und Tobago anerkannt.

Neue Biosphärenreservate anerkannt

Ordino (Andorra)

Das erste UNESCO-Biosphärenreservat Andorra befindet sich im nordwestlichen Teil des Pyrenäen-Staates. Es hat eine Fläche von 85 Quadratkilometern, mit etwa 12 Prozent Kernzone. Das Gebiet ist bekannt für den Schutz einer Reihe seltener und gefährdeter Arten, die auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN stehen, darunter der Grosse Salmler - eine emblematische Art der Pyrenäen – der Bartgeier und die Pyrenäeneidechse.

Im Gebiet gibt es eine Skistation – somit soll das Biosphärenreservat auch die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt bewältigen helfen, zum Beispiel durch weitere Entwicklung erschwinglicher öffentlicher Verkehrsmittel. Ein weiteres Ziel ist die Förderung traditioneller Wirtschaftsformen wie Viehzucht, Land- und Forstwirtschaft im Hinblick auf die Erhaltung der Landschaft, die sich seit den 1980er Jahren aufgrund des zunehmenden Tourismus und der abnehmenden Rentabilität der Landwirtschaft erheblich verändert hat. Das Biosphärenreservat soll ein „Mountain Living Lab“ sein, in das die Bevölkerung eng einbezogen ist. Das Biosphärenreservat kann vor allem als Plattform dienen, um Konflikte über den Zugang zu natürlichen Ressourcen in dem Gebiet zu lösen.

W-Arly-Pendjari (Benin, Burkina Faso und Niger)

W-Arly-Pendjari („WAP“) bezeichnet einen weltweit einmaligen Komplex von Schutzgebieten in drei verschiedenen Staaten. Die Schutzgebiete von WAP sind bereits seit 2017 gemeinsam ein UNESCO-Weltnaturerbe – das neue Biosphärenreservat bringt nun auch drei bisher separate Biosphärenreservate und deren Umgebung zusammen: das schon bisher grenzüberschreitende Biosphärenreservat „W“ (der Name bezieht sich auf den Verlauf des Flusses Niger hier), welches von Benin, Burkina-Faso und Niger geteilt wird, mit den zwei bisher nationalen Biosphärenreservaten Arly in Burkina Faso und Pendjari in Benin. W-Arly-Pendjari liegt im Norden Benins, im Osten Burkina-Fasos und im Süden Nigers. Weit um die anerkannten Schutzgebiete herum hat das neue Biosphärenreservat eine Gesamtfläche von mehr als 94.000 Quadratkilometern, hier leben mehr als vier Millionen Einwohnern.

Im WAP-Biosphärenreservat ist die Biodiversität, der Reichtum der natürlichen Ressourcen und Tierarten hoch, vom Flusspferd bis zur Giraffe sowie Löwen, Elefanten und Leoparden. Das Gebiet weist zudem eine hohe kulturelle Vielfalt auf. Das neue Biosphärenreservat schafft die Möglichkeit, regionale Integration, wirtschaftliche Entwicklung und Kooperation mit lokalen Gemeinschaften noch besser grenzüberschreitend zu fördern. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert die Stärkung des Erhalts der Biodiversität im WAP-Gebiet derzeit in großem Umfang.

Unterlauf des Ouémé-Flusses (Benin)

Das Tal des Unterlaufs des Ouémé liegt an der südöstlichen Atlantikküste Benins, direkt bei der Hauptstadt Porto Novo. Das neue Biosphärenreservat ist etwa 8.500 Quadratkilometer groß und hat eine Bevölkerung von mehr als 2,3 Millionen Einwohner. Das Gebiet ist eine natürliche Trockenzone, die als „Dahomey Gap“ bekannt ist. Es bildet den Übergang zwischen den ökologischen Systemen West- und Zentralafrikas. Die Flora besteht aus Wiesen, Sümpfen, Galeriewäldern und Mangroven.

Die kulturelle Vielfalt der Region zeigt sich allein schon durch die vielen hier gesprochenen Sprachen. Durch das Biosphärenreservat sollte die kulturelle und religiöse Diversität gepflegt werden und die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung vorangebracht werden.

Asterousia-Gebirge (Griechenland)

Das UNESCO-Biosphärenreservat liegt an der zentralen Südküste Kretas. Das Gebiet erstreckt sich über 1.257 Quadratkilometer und ist geprägt durch gebirgige Landschaften, deren Höhen von Meereshöhe bis auf die höchsten Gipfel mit über 1.200 Metern reichen. Die jahrhundertealte, ununterbrochene menschliche Präsenz in Asterousia hat archäologische Spuren hinterlassen, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Die Berglandschaft des Biosphärenreservats ist durch ein Mosaik natürlicher und halbnatürlicher Lebensräume mit verstreuten menschlichen Siedlungen charakterisiert. Es finden sich vor allem Schluchten mit Natur von hohem ökologischem Wert, wo sich mehr als 50 Prozent der Tier- und Pflanzenarten Kretas finden. Daher stellt das Gebiet für die Artenvielfalt eines der wichtigsten Gebiete des Mittelmeerraums dar.

Die Bevölkerung wird auf 2.700 Personen geschätzt. Obwohl im Niedergang begriffen, bleiben Landwirtschaft und Viehzucht die vorherrschenden Aktivitäten der Bewohner. Das Ziel des Biosphärenreservats besteht darin, die Bevölkerung durch ein angepasstes Entwicklungsmodell zu stabilisieren. Dieses Modell soll den Ökotourismus unter Wahrung der soziokulturellen Traditionen fördern und zielt auf die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft basierend auf erneuerbarer Energien ab. Die Kernzone besteht aus zehn Einheiten mit einer Gesamtfläche von rund 50 Quadratkilometern. Diese Einheiten sind Biodiversitäts-Hotspots mit ikonischen Raubvogelarten. Meeresschildkröten, Mittelmeer-Mönchsrobben und geschützte Walarten sind entlang der Südküste des Gebiets anzutreffen.

Panna (Indien)

Das Biosphärenreservat Panna befindet sich im Bundesstaat Madhya Pradesh rund um die Stadt Panna, etwa 600 Kilometer südöstlich von Neu-Delhi. Etwa ein Drittel der Gesamtfläche von 3.000 Quadratmetern ist geschützte Kernzone, sie besteht aus dem Panna-Nationalpark, drei Abschnitten des Gangau-Schutzgebietes und anderen geschützten Wäldern. Zum Gebiet gehört auch Khajuraho, UNESCO-Weltkulturerbestätte. Das Gebiet ist insgesamt geprägt von Wäldern und Sümpfen. Er ist reich an Heilpflanzen (bis zu 108 Arten) und aus den Wäldern werden Produkte wie Kattha, Gummi und Harze gewonnen.

In dem von Menschen bewohnten Teil des Biosphärenreservats ist die Subsistenz-Landwirtschaft, Regenfeldbau, Viehzucht und die Produktion von Nichtholzwäldern prägend. Die Bevölkerung soll für den Erhalt der biologischen Vielfalt gewonnen werden, u.a. durch kommunale Forstbewirtschaftung, Bereitstellung von Trinkwasser in den Dörfern, Aquakultur, Tiergesundheits- und Naturcamps.

Bunaken Tangkoko Minahasa (Indonesien)

Das UNESCO-Biosphärenreservat mit einer Fläche von etwa 900 Quadratkilometern befindet sich im Norden der Insel Sulawesi, einer hügeligen Insel im Herzen des „Korallendreiecks“. Das Gebiet umfasst verschiedene ökologische Systeme, darunter Küsten mit Korallenriffen und Seegras, Mangroven- und Küstenwälder, Inseln und Landökosysteme. Zu den Schutzgebieten der Kernzone gehören Nationalparks, ein Naturreservat, Wald- und Wildreservate. Sie weisen einen hohen Anteil von endemischen Arten von Flora und Fauna auf, mit 55 Pflanzenarten und 133 Säugetierarten (davon 10 endemisch auf Sulawesi), 210 Vogelarten (59 endemisch auf Sulawesi), 15 Reptilien- und Amphibienarten und 44 Schmetterlingsarten.

Die Bewohner leben von Waldprodukten, dem Gemüse- und Obstanbau, der Landwirtschaft, anderen Formen der Plantagenwirtschaft (einjährige und industrielle Kulturen wie Kaffee und Kakao), Zierpflanzen und Viehzucht sowie der Fischerei. Hinzu kommt der Öko- und Kulturtourismus. Feste wie das Blumenfest und religiöse Traditionen sind wichtiger Teil des Lebens.

Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt umfassen unter anderem Sensibilisierung der Besucher, Umweltbildung, Konfliktlösung und Durchsetzung von Gesetzen gegen illegale Aktivitäten. Im Biosphärenreservat sollen außerdem Ökotourismus und Programme zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Ökosysteme gestärkt werden.

Karimunjawa-Jepara-Muria (Indonesien)

Auch das UNESCO-Biosphärenreservat Karimunjawa Jepara Muria liegt im Zentrum der Insel Java und umfasst das Berggebiet des Berges Muria, die Karimunjawa-Inseln und ein Meeresgebiet. Die Kernzonen des Biosphärenreservats bestehen aus kleinen Inseln, einem marinen Ökosystem und tropischem Tiefland- und Bergregenwald, der drei Schutzgebiete umfasst: Karimunjawa-Nationalpark, Mount Muria-Schutzwald und Mount Celering Naturreservat.

Die Bevölkerung von 3,4 Millionen Menschen lebt u.a. von Aquakultur, Landwirtschaft (Reisfelder, Gärten, Gartenbau), Kaffee- und Kakaoplantagen und Tierhaltung. Das Gebiet spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt. Bis zu 69 Gattungen von Hartkorallen und 15 Arten von Seegurken wurden registriert. Der Karimunjawa-Nationalpark ist ein Lebensraum für Grüne Schildkröten und Echte Karettschildkröten. Dazu gibt es 134 Vogelarten.

Maßnahmen für nachhaltige Praktiken sollen ausgearbeitet und umgesetzt werden, um Herausforderungen des Massentourismus und der illegalen menschlichen Aktivitäten in der Region (Holzeinschlag, Fischfang, Wilderei, Übergriffe, Jagd) entgegenzuwirken und die negativen Auswirkungen zu verringern.

Merapi Merbabu Menoreh (Indonesien)

Das Biosphärenreservat liegt im zentralen Teil der Insel Java, einer der Hauptinseln Indonesiens. Das Gebiet ist beispielhaft für den Bergwaldtyp Java-Bali, der eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt spielt, und für den Karst im Gebiet von Menoreh. Die Gesamtfläche des vorgeschlagenen Reservats beträgt 2.550 Quadratkilometer. Der Gunung Merapi-Nationalpark, der Gunung Merbabu-Nationalpark und das Sermo-Wildreservat, jeweils Lebensraum und wichtiger Schutzort für Arten von hohem Erhaltungswert, bilden die Kernzone.

Das Biosphärenreservat soll „grüne Wirtschaft“ und nachhaltige Entwicklung fördern. Die menschliche Siedlungszone besteht aus Reisfeldern, Plantagen, Trockenfeldkulturen, Obstgärten sowie Dörfern und städtischen Gebieten.

Fogo (Kap Verde)

Das erste UNESCO-Biosphärenreservat der Kapverden vor der Westküste Afrikas umfasst die jüngste und einzige vulkanisch aktive Insel im Süden des Archipels. Der Vulkan ist mit einer Höhe von 2.829 Metern der höchste Punkt der Insel Fogo. Das Gebiet erstreckt sich über 1020 Quadratkilometer mit einer Kernzone von etwa 7 Prozent. Das Gebiet ist auch ein wichtiger Ort für die 19 einheimischen Vogelarten und sechs endemischen Reptilienarten, darunter Eidechsen, Geckos und Meeresschildkröten.

In 61 Dörfern leben 37.000 Menschen von Obst-, Kaffee- und Hülsenfrüchteproduktion, Viehzucht, Forstwirtschaft, Fischerei und Tourismus. Weinbau spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, es werden hochwertige Weine für das ganze Land produziert. Die bedrohte Biodiversität wird durch Wiederaufforstungsprojekte, Umweltbildung und die Schaffung von touristischer Infrastruktur bewahrt. Strategische Ansätze für Tourismus, Marketing und Landwirtschaft sind ebenso vorhanden.

Maio (Kap Verde)

Die Kapverden haben zugleich ein zweites UNESCO-Biosphärenreservat geschaffen. Das Biosphärenreservat umfasst die gesamte Insel Maio und das umliegende Meeresgebiet und hat eine Gesamtfläche von 740 Quadratkilometer. Die Kernzone besteht aus Naturreservaten, einem Naturpark und einer geschützten Salzpfanne. Das marine Ökosystem beherbergt acht lokale endemische Schneckenarten, drei Schildkrötenarten, und Haie. Die Biodiversität an Land umfasst mehr als 256 Tierarten. Die am häufigsten vorkommenden Arten sind wirbellose Tiere, Fische, Seevögel und Meeresreptilien.

Die fast 7.000 Einwohner leben von Tourismus, Mais-, Bohnen-, Melonen- und Salzproduktion sowie vom Kunsthandwerk. Durch die Veranstaltung von Festen und die Organisation von Handwerksmärkten werden kulturelle Praktiken gefördert und das kulturelle Erbe erhalten. Umweltbildung wird hier ernst genommen und auch in die Schullehrpläne eingebettet.

Almaty (Kasachstan)

Das Biosphärenreservat Almaty mit einer Fläche von 1.770 Quadratkilometern liegt an den nördlichen und südlichen Hängen des Alatau-Kamms, einem Teil des nördlichen Tien Shan-Gebirges. Die Kernzone umfasst das staatliche Naturreservat Almaty, welches Heimat ist für etwa 1.000 Arten höherer Gefäßpflanzen und 480 Arten niedrigerer Pflanzen. Eine der Hauptformen des Laubwaldes ist der „Wald der wilden Früchte“, und die wichtigste forstbildende Art ist der wilde Apfel. Dazu beherbergt das Naturreservat 39 Säugetierarten, 177 Vogelarten, fünf Reptilienarten und mehr als 900 Insektenarten.

Die Bevölkerung lebt von Landwirtschaft und Bergbau. Touristische Angebote werden derzeit neu entwickelt, insbesondere für die beiden nächstgelegenen Städten Almaty und Taldykorgan. Eine Reihe antiker Nekropolen und Siedlungen der Region sind als UNESCO-Welterbestätten eingetragen. Weiteres Potenzial der Region liegt in der Entwicklung der Viehzucht. Der Koordinationsrat für das Biosphärenreservat bindet staatliche Stellen, lokale Behörden, lokale NGOs und Landnutzer zusammen.

West-Altai (Kasachstan)

Das Biosphärenreservat West-Altai liegt im nordöstlichen Teil Kasachstans an der Grenze zur Russischen Föderation. Es umfasst die am wenigsten menschlich gestörten Ökosysteme, die für den Westaltai und seine Berg-Taiga oder Schwarze Taiga charakteristisch sind. Das Gebiet ist 3.000 Quadratkilometer groß, knapp ein Viertel davon ist Kernzone und umfasst die West-Altai State Nature Reserve. Es gibt 883 Gefäßpflanzenarten, von denen 96 besonders schutzbedürftig sind, 162 Vogelarten, 57 Säugetierarten und vermutlich etwa 10.000 Arten wirbelloser Tiere.

Die Wirtschaft vor Ort ist geprägt von Bergbau, Ackerbau und Viehzucht. Die Hauptkulturen sind Weizen, Kartoffeln, Sonnenblumen und Rüben, während die wichtigsten Nutztiere Schafe, Pferde und Rinder sind.

Mohéli (Komoren)

Das erste UNESCO-Biosphärenreservat der Komoren, einer Inselgruppe vor Ostafrika, beherbergt eine außergewöhnliche biologische Vielfalt von globaler Bedeutung mit verschiedenen Gruppen von endemischer Flora und Fauna. Weltweit bedrohte Vogelarten leben im Hochland der Insel Mohéli, der kleinsten der drei Hauptinseln der Komoren. Das Biosphärenreservat umfasst 663 Quadratkilometer Landfläche und 24 kleine Dörfer mit über 51.000 Einwohnern. Sie leben vor allem von Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Die lokalen Gemeinschaften sind am Management des Gebiets beteiligt.

Interessant sind erfolgte Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ökosysteme und damit verbundene Forschung wie Bestandsaufnahmen von Riffen, Mangroven und Schildkröten.

Minett (Luxemburg)

Erstmals in 50 Jahren des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ gibt es nun auch in Luxemburg ein UNESCO-Biosphärenreservat. Im Süden des Großherzogtums umfasst das Biosphärenreservat elf Gemeinden auf einer Fläche von 200 Quadratkilometern (etwa ein Zehntel des gesamten Landes) und vor allem mehrere ehemalige Tagebaue. Das Biosphärenreservat wurde vom Gemeindeverband PRO-SUD gegründet, um dem Gebiet nach Verschwinden der Schwerindustrie ein neues Gesicht zu geben, dabei aber das kulturelle Erbe einschließlich des Industrieerbes zu bewahren. Eine Entwicklung zugunsten einer wissensbasierten Wirtschaft im Einklang mit der Natur wird mit dem Biosphärenreservat angestrebt. Das Biosphärenreservat ist angesichts seiner hohen Siedlungsdichte im weltweiten Vergleich besonders.

Die Standorte ehemaliger Tagebaue sind heute Schutzgebiete von nationalem Interesse. Im Zuge der Gründung des Biosphärenreservats wurden die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, Ideen für neue Projekte zu starten, zum Beispiel zu lokalen Produkten oder zur Sensibilisierung für natürliche Ressourcen. Die überzeugendsten Projekte werden umgesetzt. Es läuft bereits ein Projekt zum Bau von elf Gasthäusern (eines pro Gemeinde) am „Red Rock Trail“, einem 80 Kilometer langen Wander- und Mountainbike-Weg. Der Entwurf eines Managementplans wurde im Juni 2019 erstellt wurde und wird derzeit verfeinert. Angesichts der Lage an der Grenze zu Frankreich bietet sich absehbar die Erweiterung ins Nachbarland an.

Fuvahmulah (Malediven)

Das neue UNESCO-Biosphärenreservat umfasst eine große Insel im südlichen Teil der Inselkette der Malediven und auf nicht einmal zehn Quadratkilometern ein ganzes Atoll-Ökosystem – die Hälfte davon an Land, die andere Hälfte Küstenmeer. Der Großteil der streng geschützten Kernzone ist Meeresgebiet, also Riffe mit hoher biologischer Vielfalt, dazu Mangroven und Feuchtgebiete. Die Zonierung wurde nach ausführlichen Erhebungen und Konsultationen mit den Gemeinschaften vor Ort gewählt.

Die wirtschaftlichen Aktivitäten der dort lebenden Menschen entsprechen den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und basieren auf der Abhängigkeit vom Ökosystem und dessen Erhaltung. Es leben etwa 8.000 Einwohner im Biosphärenreservat. Im Beirat des Biosphärenreservats Fuvahmulah sind Vertreter der öffentlichen Verwaltung und Wirtschaft sowie die lokalen Gemeinden vertreten.

Addu-Atoll (Malediven)

Das zweite im Jahr 2020 von der UNESCO ausgezeichnete und insgesamt dritte Biosphärenreservat der Malediven ist dessen südlichstes Atoll. Es besteht aus insgesamt 30 Inseln und hat 10.000 Einwohner. Auf den Inseln gibt es bedeutende Feuchtgebiete, Mangroven, Teiche und Brackwasserseen. Seichte Gewässer, Seegrasfelder und ein großes und gut erhaltenes Korallenriff prägen die Meeresgebiete. Das Atoll hat eine Fläche von 130 Quadratkilometern, davon zehn Prozent Landfläche. Die Biodiversität des Biosphärenreservats ist von herausragendem Reichtum, einschließlich international bedrohter Arten. Es gibt über 1.200 Fischarten, von denen die Grundeln die vielfältigste Gruppe darstellen. Die Kernzone von sechs Prozent liegt großteils in den marinen Gebieten.

Toson-Khulstai (Mongolei)

Das große Biosphärenreservat liegt im Nordosten der Mongolei im Übergang zwischen Hügeln, Waldsteppe, trockener Steppe und Grasland. Es ist Lebensraum der mongolischen Gazelle und anderer Wildtiere, auch traditionelle nomadische Viehzucht gibt es hier. Die Fläche beträgt 10.100 Quadratkilometer mit einer Kernzone von 4.700 Quadratkilometern für den Schutz der Lebensräume von Greifvögeln, Watvögeln und Landsäugetieren – und gerade um die Gebiete zu schützen, wo die Mongolische Gazelle kalbt. Alle Hirten, die saisonal im Gebiet leben, haben mit dem Co-Management-Ausschuss und den Gouverneuren ein Abkommen für eine nachhaltige Weidewirtschaft in dem Gebiet geschlossen. Der Managementplan wurde in Zusammenarbeit mit Vertretern aller wichtigen Interessengruppen, einschließlich lokaler Regierungen, Hirten, lokaler NGOs und Wissenschaftler, entwickelt.

Hadejia Nguru Bade (Nigeria)

Das Biosphärenreservat im äußersten Norden des Landes, östlich der Stadt Kano, ist ein Mosaik von saisonal überschwemmten Gebieten am Zusammenfluss der Flüsse Hadejia und Jama're sowie trockenen Hochebenen und dem Baturiya-Wildreservat. Etwa fünf Prozent der 5.357 Quadratkilometer Fläche des Biosphärenreservats sind streng geschützte Kernzone. Das Gebiet beherbergt etwa 68 Vogelarten wie den Graureiher, Seidenreiher, Knopfgänse und afrikanische Grauhorngänse. Außerdem gibt es über 40 Fischarten.

Die über 900.000 Einwohner des Biosphärenreservats sind sozial und kulturell vielfältig, sie gehören vier Gruppen an: den Kanuri, Bade, Hausa und Fulani. Die Einwohner leben von Fischfang, Jagd und dem Sammeln von Brennholz und der Früchte der Doumpalme, Tamarinde, und Affenbrotbaum. Eine wichtige Rolle spielt die Bewahrung von historischen kulturellen Praktiken wie den Fischfang im Emirat Bade und Hadejia und die Durbar-Feste, sowie die vorgeschlagene Beteiligung der Emire an der Verwaltungsstruktur.

Oban (Nigeria)

Das Biosphärenreservat liegt auf dem Obudu-Plateau in der südöstlichen Ecke Nigerias, an der Grenze zu Kamerun und dem Korup-Nationalpark dort. Es besteht hauptsächlich aus feuchtem tropischem Regenwald. Es hat eine Gesamtfläche von 5.580 Quadratkilometern, davon 35 Prozent Kernzone. Zu den Tierarten in diesem Gebiet gehören der Cross-River-Gorilla, der Nigeria-Kamerun-Schimpanse, der Drill, der Waldelefant und der Waldbüffel. Zu den Pflanzenarten gehören der Afrikanische Korkbaum oder Regenschirmbaum, afrikanisches Mahagoni und rotes Eisenholz.

Das Gebiet hat etwa 28.000 Einwohner mit drei Hauptstammesgruppen, von denen die Ejagham in 33 von 39 Dörfern die Mehrheit bilden. Die Kultur und Identität der Ekuri-Gemeinschaft, die zum indigenen Volk der Nkokoli gehört, wird gezielt unterstützt. Es gibt Forschungs- und Überwachungsprogramme, unter anderem zur Bekämpfung der Wilderei. Langfristige Ziele sind die Anerkennung als Welterbe und als grenzüberschreitendes Biosphärenreservat.

Okangwo (Nigeria)

Das neue Biosphärenreservat liegt im immergrünen Küstenregenwald entlang des Golfs von Biafra, am Rande des kamerunischen Hochlandes zwischen dem Cross River und dem Sanga River. Die Lage zwischen verschiedenen Flusssystemen bildet die Grundlage für einen einzigartigen Reichtum an biologischer Vielfalt. Die Gesamtfläche beträgt 1.400 Quadratkilometer, mehr als die Hälfte davon Kernzone, die aus dem Okongwo-Waldreservat, dem Afi Wildlife Mountain Sanctuary und dem Mbe-Gebirge besteht. Zu den Tierarten in dem Gebiet gehören der Afrikanische Elefant, der Afrikanische Büffel und das Buschschwein. Mit einer Bevölkerung von 30.000 Einwohnern bietet das Gebiet Attraktionen wie das Touristendorf Kanyang in der Nähe von Calabar, die Kwa-Fälle am Kwa-Fluss und die Agbpim am Cross-Fluss.

Bosques de Neblina (Peru)

Das UNESCO-Biosphärenreservat war im zweiten Bewerbungs-Anlauf erfolgreich. Es liegt im Amazonasbecken in der Region Junin, in der Übergangszone zwischen den Anden und dem Amazonaswald. Der nördliche Rand grenzt an das bereits 2010 gegründete Biosphärenreservat Oxapampa-Ashanininka-Yanesha an. Knapp acht Prozent der Gesamtfläche von 8.600 Quadratkilometern ist streng geschützte Kernzone. Etwa die Hälfte des Biosphärenreservats sind Flächen mit hohem ökologischem Wert und vielen endemischen Arten. Emblematische Arten sind der gefährdete Brillenbär und der Anden-Hahnenfuß. Zugleich sind nicht einmal zehn Prozent der Arten katalogisiert. Das Naturreservat Pampa Hermosa, als Teil des Biosphärenreservats eines der letzten verbliebenen Gebiete mit tropischen Bergwäldern in der Region, und die Pui-Pui-Wälder sind von größter Bedeutung für den Schutz von Flussoberläufen.

Etwa 190.000 Menschen leben hier, viele davon gehören indigenen Bevölkerungsgruppen an, darunter Quechuans und Ashaninkas. Sie leben von Land- und Forstwirtschaft, Viehzucht und Fischfang. Das Biosphärenreservat soll die Entwicklung und den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten wie Kaffee und Bananen begünstigen, und den Tourismus stärken. Die Bevölkerung war am Nominierungsprozess beteiligt, Verbände der Region wirken im Koordinationsausschuss mit.

Insel Porto Santo (Portugal)

Auch die Nachbarinsel von Madeira ist nun samt der sie umgebenden Meeresfläche UNESCO-Biosphärenreservat. Das Biosphärenreservat umfasst 50 Quadratkilometer Landfläche und 222 Quadratkilometer Meeresfläche – auch der Großteil der etwa 10 Prozent umfassenden Kernzone ist marin. Es sind mehr als 1.600 Arten registriert, davon viele endemisch, das heißt, sie kommen nur hier vor, davon allein 15 Gefäßpflanzen. Deutlich weniger ist bekannt über die Biodiversität der Küstenmeere: Das Meer um Porto Santo ist allerdings Heimat der seltensten Robbe der Welt, der Mittelmeer-Mönchsrobbe, sowie der Unechten Karettschildkröte; beides sind bedrohte Arten.

Zu den knapp 5.000 Einwohnern kommen bis zu 15.000 Touristen in der Hochsaison. Die Einwohner leben vor allem im Süden der Insel. Die Mehrheit der Erwerbsbevölkerung ist im Tourismus beschäftigt, hinzu kommen Handel und Dienstleistungen, wie öffentliche Verwaltung, Bildung, Gesundheit und Bankwesen. Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei haben geringe Bedeutung. Die Zementindustrie war früher wichtig, heute sind es Wind- und Sonnenenergie. Porto Santo setzt auf das Konzept „Smart Fossil Free Island“ – das heißt, die Insel will mittelfristig ohne fossile Brennstoffe zurechtkommen.

Gishwati-Mukura-Landschaft (Ruanda)

Das Biosphärenreservat liegt rund um den jungen Nationalpark gleichen Namens im Albertinischen Graben, einem weltweiten Hotspot der Biodiversität. Das Gebiet mit 800 Quadratkilometern Fläche liegt im Nordwesten Ruandas, nahe des Kivu Sees. Der Gishwati-Mukura-Wald ist für zwei Primatenarten bekannt, die im Albertinischen Graben endemisch und zugleich bedroht sind: der Ostschimpanse und der Goldaffe. Andere wichtige Arten in diesem Gebiet sind zum Beispiel der Seitenstreifenschakal oder Fledermäuse.

Die über 300.000 Einwohner profitieren durch das Biosphärenreservat durch erhöhte landwirtschaftliche Produktivität aufgrund nachhaltigen Landmanagements, Silvo-Pastoralismus, Agroforstwirtschaft und Tourismus. Den Gemeinden stehen zehn Prozent der im Tourismus erwirtschafteten Einnahmen für Entwicklungsprojekte zu. Ein Zehnjahres-Masterplan wird bereits umgesetzt, ein Beratungsausschuss für die Verwaltung des Gishwati-Mukura-Nationalparks wird derzeit eingerichtet.

Kologrivskij-Wald (Russische Föderation)

Das UNESCO-Biosphärenreservat mit einer Fläche von 2.500 Quadratkilometern liegt mitten im europäischen Teil Russlands, etwa 300 Kilometer nördlich von Nischni Nowgorod. Die Kiefern- und Fichtenwälder, Sümpfe und Wiesen sind teils ungestörte, gut erhaltene Ökosysteme der südlichen Taiga ebenso wie Gebiete, die von Menschen beeinflusst sind. Mit über 1.000 registrierten Arten von Flora und Fauna, von denen vier Pflanzen- und 13 Tierarten auf der nationalen Roten Liste der bedrohten Arten stehen, hat das Gebiet hohen ökologischen Wert. Bedrohte Arten sind zum Beispiel das Moorschneehuhn, der Fischadler und der Uhu.

Etwa 37.600 Personen leben hier ständig in kleinen Siedlungen, saisonal steigt die Bevölkerungszahl um 50 Prozent. Früher war die Mehrheit der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und Holzproduktion tätig, heute sind dies weniger als ein Prozent beziehungsweise 15 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Das Biosphärenreservat soll die biologische Vielfalt schützen und das kulturelle Erbe erhalten. Dem Koordinierungsrat für das Gebiet gehören Vertreter der Regionalverwaltung, von Kommunen und NGOs unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung an.

Nordost-Tobago (Trinidad und Tobago)

Erstmals gibt nun auch in Trinidad und Tobago ein UNESCO-Biosphärenreservat; wie der Name sagt, ein 835 Quadratkilometer großes Gebiet im Nordosten einer der beiden Hauptinseln des Staates in der Karibik. Etwa 80 Prozent der Fläche des Gebiets ist marin, die etwa 5 Prozent große, streng geschützte Kernzone ist vollständig an Land, unter anderem besteht sie aus der „Tobago Main Ridge Forest Reserve“, dem ältesten Tropenwaldschutzgebiet weltweit. Das Gebiet ist die Heimat weltweit einzigartiger und gefährdeter Pflanzen und Tiere, darunter 83 Arten der Roten Liste der IUCN, 41 endemischer Arten, und 120 CITES-Kriterien-Arten. Insgesamt wurden 1.774 Arten erfasst und es werden immer mehr.

Etwa 10.000 Menschen leben im Biosphärenreservat in 15 Dörfern. Es besteht eine tief verwurzelte sozioökonomische, kulturelle und spirituelle Beziehung zwischen den Menschen und den natürlichen Ressourcen. Handwerkliche Fischerei, heute weitgehend aufgelassene Kakaoanbauflächen, Volksgeschichten, traditionelle Medizin und Zeremonien sind Beispiele dafür. Die Menschen leben von Fischerei, Tourismus, Forstwirtschaft und Verwaltung. Allerdings sind 60 Prozent arbeitslos. Seit 2014 führt die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hier das Projekt „Verbessertes Wald- und Schutzgebietsmanagement“ durch, was die Beteiligung von Interessengruppen, den Aufbau von Kapazitäten und die Bewertung der biologischen Vielfalt und Lebensgrundlagen gestärkt hat. Die Ausbeutung von Offshore-Gasvorkommen ist allerdings ein mögliches Thema der Zukunft.

Biosphärenreservate

Kultur und Natur

Biosphärenreservate

Die UNESCO zeigt mit ihren Biosphärenreservaten als Modellregionen und Lernorten, wie nachhaltige Entwicklung in konkreten Zielkonflikten des Alltags erreicht werden kann. In Deutschland gibt es 17 UNESCO-Biosphärenreservate.
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