Schulpartnerschaften während Covid-19

Mönchengladbach – Fès

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der für März/April geplante Schüleraustausch nach Fès, der zwischen dem Berufskolleg in Mönchengladbach und der Deutsch-Marokkanischen Schule vereinbart war, auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Mohammed Satour ist Deutschlehrer in Fès und außerdem Präsident des Marokkanischen Deutschlehrerverbandes. Er gibt Einblicke, wie sich die Situation vor Ort gestaltet.

Schulpartnerschaft

Die Schulpartnerschaft zwischen dem Berufskolleg Volksgartenstraße für Wirtschaft und Verwaltung Mönchengladbach und der Deutsch-Marokkanischen Schule in Fès konzentriert sich unter anderem auf die Zusammenarbeit im Bereich IT-Ausstattung und -Ausbildung.

Publikation

We Are All Global Citizens. Plakat.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2020

Wie ist Ihre Schule konkret von der Krise betroffen?

Wegen der Corona-Krise wurde der Schulbesuch in Marokko schon am 14. März 2020 eingestellt. Der Unterricht wird ausschließlich aus der Distanz gestaltet. Dafür werden verschiedene Medien, zum Beispiel Fernsehen, Social Media, Apps und virtuelle Lernplattformen genutzt. Dies stellt alle Akteurinnen und Akteure vor nie geahnte Herausforderungen.

Wie gehen die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler Ihrer Schule mit der aktuellen Situation um?

Für die Lehrkräfte bedeutet die Umstellung auf Homeoffice den Antritt eines Abenteuers, dem viele noch nicht gewachsen sind. Oft fehlt ihnen die Expertise und Erfahrung, Unterricht auf Distanz zu erteilen. Nichts kann die physische Nähe zu den Schülerinnen und Schülern und die unmittelbare Kommunikation im echten Klassenraum und in Echtzeit ersetzen. Nichtsdestotrotz versuchen die Lehrkräfte in Marokko mit all ihren Kräften, sich und ihren Lernenden Mut zu machen, um weiterhin Lernfortschritte zu erzielen. Der Alltag der Schülerinnen und Schüler wird durch die aktuelle Situation auf den Kopf gestellt. Die Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren sowie die schlechten Internetverbindungen erschweren die Situation und sorgen für Unmut. Eine intakte Infrastruktur ist wichtig, um überhaupt regelmäßig am Unterricht auf Distanz teilnehmen zu können. Für die meisten Schülerinnen und Schüler wächst mit jedem weiteren Tag die Sorge, dass 2020 ein verlorenes Schuljahr wird.

Welche Schwierigkeiten und Probleme machen das Leben – auch jenseits der Frage nach schulischer Bildung – aktuell aus?

Den Ausnahmezustand erleben die meisten Menschen mit einer unglaublich hohen Aufregung. Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und die existenzbedrohlichen Zustände aufgrund der wirtschaftlichen Krise erschüttern weite Teile der Gesellschaft und sorgen für eine angespannte Stimmung. Für die meisten Menschen gilt jedoch „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – sie glauben daran, dass der normale Alltag zurückkehren wird.

Gibt es besondere Erfahrungen und/oder kreative Momente, die vor Ort Hoffnung machen und die Menschen auch jetzt in der Krise stärken?

Im Fastenmonat Ramadan wird deutlich, welchen Stellenwert dieser heilige Monat für viele Muslime hat. Sie wenden sich im Gebet zu Gott und gehen so gestärkt in den Kampf gegen die Corona-Epidemie. Die meisten von ihnen glauben, dass Zusammenhalt und Verzicht im wahren Sinne das Gebot der Stunde sind.

Nachricht vom 26. Mai 2020

Publikation

We Are All Global Citizens.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2020