Schulpartnerschaften während Covid-19

Arica – Karlsruhe

Die Freie Waldorfschule Karlsruhe hat eine Partnerschule im Norden Chiles: die Comunidad educativa Marka Amauta in Arica. Michael Sparmann ist Mitbegründer und Deutschlehrer in Arica und berichtet, wie seine Schule die Pandemie bisher erlebt hat.

Publikation

We Are All Global Citizens.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2020

Wie ist Ihre Schule konkret von der Krise betroffen?

Wie sicher auch für viele andere Einrichtungen der Waldorf-Bewegung in Chile sind die Folgen des Covid-Ereignisses für unsere kleine Schule beträchtlich. Im Schuljahr 2020 fand bisher nur die erste Woche statt, nun wird zweimal wöchentlich per Zoom unterrichtet. Wir haben Materialien zu den Familien gebracht, beraten sie und senden Puppenspiel-Video-Kapseln für die Zeit in Quarantäne. Da die Pandemie hier erst jetzt ihren Höhepunkt zu erreichen scheint, können wir den Unterricht noch nicht wieder aufnehmen. Langsam wird es schwierig, unseren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, denn immer mehr Eltern geraten in wirtschaftliche Not, zahlen verringerte Beiträge oder melden die Kinder für das Schuljahr 2020 komplett ab.

Wie gehen die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler Ihrer Schule mit der aktuellen Situation um?

Die plötzliche Schulschließung kam für alle überraschend, weil es nur wenige Fälle gab. Eine Art Schockstarre machte sich bei uns breit, dann überlegten wir, wie wir die Kinder dennoch erreichen können. Nach der anfänglichen Lieferung von Materialien versuchen wir nun über Zoom-Unterricht, Videos und schriftliche Aufgaben, wichtige Lernfortschritte zu ermöglichen. Die pädagogischen Lehrkräfte begleiten die Familien dabei telefonisch und digital. Unsere beiden Weltwärts-Freiwilligen aus Deutschland mussten ihren Dienst jedoch leider abbrechen und in die Heimat zurückkehren.

Welche Schwierigkeiten und Probleme machen das Leben – auch jenseits der Frage nach schulischer Bildung – aktuell aus?

Uns beschäftigt insbesondere das wirtschaftliche Überleben. Arica ist eine arme Stadt, ihre Wirtschaft schwach und anfällig. Tourismus und Handel sind stark geschrumpft und so auch die Einkommen vieler Familien. Unsere Schule trägt sich durch die monatlichen Elternbeiträge, die nun zum Teil fehlen. Die wirtschaftlichen Folgen des Stillstandes werden die Stadt Arica und unsere Einrichtung noch lange beschäftigen. Auch die vierwöchige Ausgangssperre, durch das Militär kontrolliert, war für Kinder und Erwachsene sehr anstrengend.

Gibt es besondere Erfahrungen und/oder kreative Momente, die vor Ort Hoffnung machen und die Menschen auch jetzt in der Krise stärken?

Eltern und Kinder berichten, dass sie sich durch die gemeinsamen Beschäftigungen näherkommen. Auch ein verstärktes Interesse der Eltern an den Methoden der Waldorf-Pädagogik ist spürbar und virtuelle Angebote führen zu einem Dialog zwischen Lehrern und Familien, den wir uns seit langem wünschen. Unsere Schulgemeinschaft hat schon viele schwierige Momente erlebt und stets mit Kreativität und Flexibilität Möglichkeiten gefunden, unseren pädagogischen Weg für die Kinder mit Leben zu erfüllen und Hindernisse als Wachstumschance zu verstehen.

Nachricht vom 29. Mai 2020

Publikation

We Are All Global Citizens. Plakat.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2020