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UNESCO-Projektschule verhandelt beim Estnischen Model United Nations

Wie funktionieren die Vereinten Nationen? Wie kommen Beschlüsse in internationalen Gremien zustande? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich 83 Schülerinnen und Schüler aus 32 Schulen und sieben Ländern. Sie verhandelten im Rahmen der Diplomatie-Simulation „Model United Nations“ am Noarootsi Gümnaasium in Estland über weltpolitische Herausforderungen. 

Zum diesjährigen Estnischen Model United Nations kamen Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Estland, Lettland, Litauen, Russland, der Ukraine und aus Deutschland zusammen. Am Noarootsi Gümnaasium südwestlich von der Landeshauptstadt Tallinn diskutierten sie aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Die Verhandlungen fanden in drei thematischen Komitees statt: 1) Umwelt (UNEP), 2) Flucht (UNHCR) und 3) Cybersicherheit (UNSC). Darüber hinaus bildete eine Schülergruppe ein internationales Medienteam, das die Verhandlungen kritisch verfolgte und informativ für die Öffentlichkeit aufbereitete.

An dem internationalen Planspiel nahmen auch zwei Schülerinnen der Sophie-Scholl UNESCO-Projektschule teil, die gemeinsam mit ihrer Lehrerin in den Osterferien nach Estland reisten. Die Schülerinnen vertraten Australien und Südafrika im Komitee des Hohen Flüchtlingskommissars zum Thema Klima-Flüchtlinge.

Gestartet wurde die Simulation mit einer "Mock Session". Dabei werden die formalen Regeln eingeübt („Rules of Procedure“), die später in den Komitees gelten und eingehalten werden müssen. Ein guter Kenntnisstand über diese Regeln ist auch für echte Diplomaten grundlegend – sie erlauben es beispielsweise Redebeiträge, Resolutionsentwürfe oder Änderungsvorschläge einzubringen.

Anschließend wurde in vier Gruppen gearbeitet. Stets mit dabei: das Medienteam, das alle Sitzungen begleitete, Interviews führte, eine Talkshow organisierte und Webartikel verfasste. Im Komitee für Umweltfragen wurde über das Problem von Elektromüll debattiert, im Komitee für Flüchtlingsfragen ging es um Unterstützung für Klima-Flüchtlinge. Im Sicherheitsrat wurden Maßnahmen für eine bessere Cybersicherheit beraten.  

Bei den Verhandlungen mussten die Schülerinnen und Schüler stets die realen Positionen und Interessen desjenigen Landes einnehmen, welches sie bei den Verhandlungen vertraten – keine einfache Aufgabe. In allen Komitees wurden schließlich Resolutionsentwürfe mit Handlungsempfehlungen an die internationale Staatengemeinschaft erarbeitet und per Mehrheitsentscheid an die Generalversammlung weitergeleitet. Diese nahm nach teils intensiven Debatten alle Resolutionsvorschläge an.

Hintergrund zum Model United Nations

Modellkonferenzen der Vereinten Nationen (VN) sind authentische Simulationen von Sitzungen und Verhandlungsabläufen ihrer Organe mit Studierenden oder Schülern. Die Teilnehmer nehmen einzeln oder als Gruppe die Rolle der Delegation eines Landes in einem VN-Gremium ein. Sie vertreten dabei grundsätzlich ein anderes Land als ihr eigenes und versetzen sich in die Positionen dieses Landes. Studenten und Schüler erhalten dadurch einen realistischen Einblick in die Struktur und Funktionsweise der Weltorganisation und ihrer Unter- und Sonderorganisationen. Sie gewinnen Einblicke in zwischenstaatliche Entscheidungsfindungen, internationale Beziehungen und deren Zusammenhänge und erwerben spielerisch Verhandlungserfahrung im multilateralen Rahmen. Die Modellkonferenzen fördern auch das Verständnis für andere Kulturen.