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Demokratiebildung in einer Welt der Umbrüche – Fachtagung der UNESCO-Projektschulen in Kassel

Vor welchen Herausforderungen steht unsere Demokratie und wie können Schulen zu einer zukunftsorientierten Demokratiebildung beitragen? Diese Fragen standen im Zentrum der bundesweiten Fachtagung der UNESCO-Projektschulen, die vom 17. bis 21. September in Kassel stattfand.

Gemeinsam mit über 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eröffneten am 17. September die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Professor Dr. Maria Böhmer, und der Hessische Kultusminister, Professor Dr. R. Alexander Lorz, die Fachtagung der UNESCO-Projektschulen im Kasseler Rathaus unter dem Titel „DemokratICH. Demokratiebildung in einer Welt der Umbrüche“.

Der Hessische Kultusminister und derzeitige Präsident der Kultusministerkonferenz ging auf die Herausforderungen der Demokratie vor dem Hintergrund nationaler und internationaler Entwicklungen ein.

„Unsere Projektschulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Prinzipien der UNESCO in ihrem Schulprofil verankert haben und sich für Frieden, Weltoffenheit und nachhaltige Entwicklung einsetzen. Demokratie und Menschenrechte mögen für uns in Deutschland selbstverständlich sein, für viele junge Menschen weltweit sind sie es aber nicht. Das bundesweite Interesse […] zeigt, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler mit globalen Themenkomplexen befassen und für ihre Rechte und die ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler in aller Welt einstehen“, so Lorz.

Böhmer betonte mit Blick auf gegenwärtige Herausforderungen:

„Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit!“

„Es geht darum, dass wir sie uns immer wieder neu erarbeiten. Demokratie will täglich neu gelebt werden, damit sie sichtbar, erfahrbar und wirksam wird! Gerade die Schulen als Orte der Demokratiebildung und Wertevermittlung sind hierbei von zentraler Bedeutung. Demokratie- und Menschenrechtsbildung sind zentrale Aspekte einer qualitativ hochwertigen Bildung. Hierfür treten die UNESCO und die Deutsche UNESCO-Kommission mit dem Schulnetzwerk der UNESCO-Projektschulen und dem spezifischen Auftrag für die Bildungsagenda 2030 in besonderer Weise ein“, so Böhmer.

Neue Formate zur Demokratiebildung entwickelt

Auf der Fachtagung kamen Koordinatorinnen und Koordinatoren aus allen Bundesländern zusammen. In elf Workshops erarbeiteten sie an drei Tagen neue Strategien und Formate zur Demokratiebildung. Das Spektrum der Workshops reichte von der Frage nach den Möglichkeiten zur systemischen Verankerung des Demokratielernens in Schulen über die Auseinandersetzung mit der Tradition von Opposition und Widerstand in der Geschichte des 20. Jahrhunderts oder dem Zusammenhang von Nachhaltiger Entwicklung und Demokratie. Zudem diskutierten die Teilnehmenden über den Umgang mit Hate Speech im digitalen Raum und beleuchteten die demokratischen Potentiale der Kunst.

Demokratiebildung in verschiedenen Kontexten betrachtet

Welche Möglichkeiten des aktiven Engagements für Demokratie und Vielfalt bestanden in der Vergangenheit und welche bieten sich heute? Diese Frage erörterten im Rahmen eines Podiumsgesprächs Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, und mehrere Schülerinnen und Schüler von UNESCO-Projektschulen. Jahn betrachtet das Archiv der Stasi-Unterlagen als Chance zur differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema des Lebens in der Diktatur und des Engagements für die Demokratie. Im Austausch wurde der Wunsch der Schülerinnen und Schüler nach einer Stärkung der Dialogkultur und der Demokratiebildung an den Schulen sichtbar.

Vier Impulsvorträge setzten das Thema Demokratiebildung in neue Kontexte: Dr. Siegfried Hoß, Museumslandschaft Hessen Kassel, und Prof. Dr. Marie-Theres Albert, Institute Heritage Studies Berlin, sprachen über Demokratiebildung durch Welterbe. Dr. Heidi Grobbauer, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, erläuterte das Konzept der Global Citizenship Education und Professor Dr. Andreas Eis, Universität Kassel, beleuchtete an Beispielen die Möglichkeiten des politischen Engagements in einer Welt der Umbrüche. Im Anschluss an die Vorträge entwickelten die Teilnehmenden neue Fragestellungen und Perspektiven für die eigene Arbeit im gemeinsamen Austausch.

Heutige globale Herausforderungen und Fragen unserer Lebensgrundlage. Dieses Thema stand im Zentrum des Beitrags von Tony Rinaudo. Der Träger des Alternativen Nobelpreises 2018 betonte die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der Gestaltung der Zukunft und unterstrich die Chance von ihnen zu lernen. Dabei plädierte Rinaudo für eine Bildung, die das Vertrauen der Kinder in die eigenen Fähigkeiten stärkt und sie ermutigt, selbstständig zu handeln und die Welt zu gestalten.

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Netzwerk der UNESCO-Projektschulen

Über 11.500 UNESCO-Projektschulen in 182 Ländern gibt es weltweit — rund 300 davon sind in Deutschland.

Auftakt des Internationalen UNESCO-Projekttags 2020

Für das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen bedeutete die erfolgreiche Fachtagung zur Demokratiebildung in Kassel zugleich auch den Auftakt für die Vorbereitung des Internationalen UNESCO-Projekttags 2020, der an allen Schulen des Netzwerks in Deutschland ein starkes Signal für die „Demokratie in einer Welt der Umbrüche“ setzen wird.

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Die Bundeskoordination der UNESCO-Projektschulen ist bei der Deutschen UNESCO-Kommission angesiedelt. Gemeinsam mit den 16 Landeskoordinationen vernetzt sie die Projektschulen in ganz Deutschland miteinander, bringt neue Impulse zu UNESCO-Themen ein, initiiert neue Projekte und fördert das Mitwirken der Schulen im internationalen UNESCO-Netzwerk.
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