Die Ergebnisse des Weltgipfels von Johannesburg

Resolution der 62. Hauptversammlung der Deutschen UNESCO-Kommission, Nürnberg, 8. November 2002

Resolutionen der Deutschen UNESCO-Kommission

Über die Verabschiedung von Resolutionen der Deutschen UNESCO-Kommission beschließt die Hauptversammlung auf ihrer jährlichen Tagung.

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Die Deutsche UNESCO-Kommission schlägt der Bundesregierung vor, in den zwischenstaatlichen Gremien der UNESCO darauf hinzuwirken, dass die UNESCO zur Umsetzung der Ergebnisse des Weltgipfels von Johannesburg in alle Programme Perspektiven der Nachhaltigkeit aufnimmt. Dafür sollen innovative Projekte in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation fachübergreifend entwickelt werden.

Die Deutsche UNESCO-Kommission bittet die Bundesregierung, eigene deutsche Beiträge zur geplanten UNO-Weltdekade zur Bildung für Nachhaltigkeit (2005-2014) vorzubereiten. Die UNESCO soll beauftragt werden, eine internationale Empfehlung zum Thema "Nachhaltige Entwicklung lernen" auszuarbeiten.

Begründung

Die Sicherung der Lebensgrundlagen für die heute lebenden und zukünftigen Generationen erfordert eine integrative Sichtweise, in der der Schutz der ökologischen Grundlagen, die Bedingungen für wirtschaftliche Entwicklung und die soziokulturellen Dimensionen von Lebensqualität gleichzeitig und gleichgewichtig thematisiert werden.

Der Weltgipfel von Johannesburg (26.8. bis 4.9. 2002) hat die Erprobung neuer Konzepte einer nachhaltigen Entwicklung gefordert. Hierfür bietet das UNESCO-Programm einen geeigneten Rahmen. Mehr als bisher sollte dabei die Bedeutung kultureller Faktoren berücksichtigt werden.

Die sich aus den Wechselbeziehungen von Mensch und Natur ergebenden Probleme verlangen nach umfangreichen politischen, sozialen, technologischen und ökonomischen Transformationen, zu denen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation einen wesentlichen Beitrag leisten können. Besondere Bedeutung hat die Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen in den Industriestaaten, die 80 Prozent der natürlichen Ressourcen verbrauchen.

Individuelles und kollektives Lernen muss auf allen Ebenen und in allen Bereichen stattfinden, in denen sich die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt manifestieren. Schulische und außerschulische Bildung stellen eine wichtige Grundlage jeglicher Strategie nachhaltiger Entwicklung dar.

Die Mehrzahl der wissenschaftlichen Programme der UNESCO sind bereits seit langem dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet. Zum Beispiel bietet das Netz der mehr als 400 UNESCO-Biosphärenreservate repräsentative, großflächige Landschaftsausschnitte in allen Regionen der Erde als Modell- und Erprobungsgebiete für eine nachhaltige Entwicklung. Die Deutsche UNESCO-Kommission empfiehlt nachdrücklich die Fortführung dieser Programme und die aktive Mitwirkung deutscher Wissenschaftler.

Nachhaltigkeit braucht und schafft Kultur. Die Deutsche UNESCO-Kommission wird eine kulturpolitische Initiative zu neuen transnationalen Kulturräumen und Migrationskulturen ergreifen. Beim Nominierungsprozess und beim Monitoring der Welterbestätten soll das Kriterium der Nachhaltigkeit stärker berücksichtigt werden.

Die Deutsche UNESCO-Kommission empfiehlt, dass sich die UNESCO dafür einsetzt, Wissen und Information als öffentliches Gut zu bewahren, zu dem allen der freie Zugriff zu fairen Bedingungen ermöglicht werden muss, vor allem als wichtiger Beitrag zur Überwindung der digitalen Kluft (digital divide). Die Sicherung des öffentlichen Guts "Wissen" ist die zentrale Zielsetzung einer modernen Wissensökologie. Dazu gehört auch die Langzeitbewahrung des Wissens in elektronischer Form. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung von Wissen und Information gilt es, eine vernünftige, faire und nachhaltig wirksam werdende Balance zwischen kommerzieller Verwertung und öffentlicher freier Nutzung zu finden. Dabei müssen grundlegende Werte wie das Recht auf den Schutz der Privatsphäre respektiert werden.